Lesestoff

Karin Kalisa
Fischers Frau

Die Baltische See und Erzählfäden der anderen Art: Im Mittelpunkt dieses Romans steht ein kunstvoll gewobener Teppich in schillernden Grüntönen und mit rätselhaften Motiven. Museumskuratorin Mia Sund macht sich auf den Weg, um die verschlüsselten Botschaften zu ergründen – und stößt dabei auf die Geschichte einer faszinierenden Frau.

Die Baltische See vor Stralsund im Jahr 1928: Das Meer ist überfischt und die Fischerboote dürfen drei Jahre lang nicht hinausfahren. So setzen sich die arbeitslosen Fischer mit ihren Frauen an die Webstühle und knüpfen Teppiche mit maritimen Motiven – eine Rarität entsteht: die pommerschen Fischerteppiche.


Was einmal war,
es hätte gewesen sein sollen.


Fast hundert Jahre später wird der Museumskuratorin Mia Sund ein außergewöhnliches Exemplar dieser Fischerteppiche auf den Tisch gelegt: Im Teppichflor schillern – wie in der Baltischen See – unzählige Grüntöne. In den Augen der geknüpften Fische tanzen winzige Wellen, die Schiffe segeln unter mysteriösen Flaggen und die seltsamen Zeichen auf der ornamentalen Borte entpuppen sich als Chiffren. Dann gibt es noch orientalische Symbole, die weit über die Baltische See hinausweisen. Und die Briefmarken auf dem Karton, in dem der Teppich ins Museum geliefert wurde, stammen aus Zagreb...


Halte inne –
und halte dich bereit.


Mia lebt zurückgezogen, eine Dienstreise hat sie lange nicht mehr gemacht. Doch nun lässt sie der grünschillernde Fischerteppich mit seinen verschlüsselten Botschaften nicht mehr los. Also rafft sie sich auf und macht sich auf den Weg, denn sie spürt: Dieser Teppich könnte eine kunsthistorische Rarität sein und er rührt etwas in ihr auf. In Zagreb angekommen, lernt sie den Restaurator Milan kennen, der sie bei ihren Recherchen unterstützt. Dabei stoßen sie auf einen Frauennamen, der mit einer Chiffre im Fischerteppich verbunden scheint. Wer war diese Frau? Und warum hat sie geheime Botschaften in das Grün des Fischerteppichs geknüpft? Je mehr Mia und Milan erfahren, umso klarer ist: Hier wird die alte Erzählung vom Fischer und seiner Frau auf den Kopf gestellt.

Ein mitreißendes Buch, in dem sich die Lebensfäden zweier Frauen verweben. Und ein Roman, der Mut macht, dem Leben immer wieder mal eine überraschende Wende zu geben. Schön!

Im Droemer Verlag um € 22,70

Die pommerschen Fischerteppiche sind tatsächlich eine kunsthistorische Rarität und entwickelten sich in den 1920er Jahren zum Verkaufsschlager. Im Nationalsozialismus wurde diese aus den späten 1920er Jahren stammende Handwerkstechnik als angeblich uralte nordische Tradition vereinnahmt. In der ehemaligen DDR wiederum hat man sie als Freester Fischerteppiche vermarktet, obwohl sie nicht nur in Freest, sondern in vielen Dörfern rund um Greifswald geknüpft wurden. Die weltweit größte Sammlung an pommerschen Fischerteppichen besitzt das Stadtgeschichtliche Museum Wolgast.

Über Die Frauen
Ein mitreißendes Buch, in dem sich Lebensfäden zweier Frauen verweben. Und ein Roman, der Mut macht, dem Leben immer wieder mal eine überraschende Wende zu geben. Schön!