Ein Sonntag im November – ungewöhnlich warm: Kathleen zieht ihren roten Badeanzug an und steigt in den Pool. Sie schwimmt ein paar Längen, lässt sich im Wasser treiben, taucht unter, steht am Rand und schaut ins Wasser. Das macht sie den ganzen Tag. Selbst als sie ihr Mann holen kommt, bleibt sie im Pool. Als es Abend wird und das Mondlicht über das dunkle Wasser streift, wird ihr klar, dass sie sich gerade auflehnt.
Es sind die 1950er Jahre, in einer kleinen Stadt, irgendwo in den USA: Die Wohnung hatte Kathleen ausgewählt – es gab einen grünen Teppichboden, einen Kamin, ein deckenhohes Regal für Bücher und eine große Glasschiebetür, die auf den Balkon führte. Von dort aus sah man auf einen kleinen nierenförmigen Gemeinschaftsswimmingpool der Wohnanlage, in dem nie jemand schwimmt. An einem warmen Sonntag im November schickt Kathleen ihren Mann Virgil mit den beiden Söhnen in die Kirche. Danach zieht sie den alten roten Badeanzug an und steigt in den Pool. Sie schwimmt ein paar Längen, dann steht sie am Rand des Pools und denkt über ihren Lebensweg und ihre Ehe nach. Manchmal taucht sie unter und schwimmt wieder ein paar Längen. Sie bemerkt, dass die anderen Menschen der Wohnanlage sie hinter den Spitzenvorhängen ihrer Wohnzimmer beobachten.
Um ihre Schultern schwappte das kalte Wasser,
vom Mondlicht in silberne Ringe verwandelt.
Kathleen bleibt trotzdem im Wasser. Selbst als ihr Mann Virgil mit den beiden Söhnen zurückkommt und feststellt, dass heute er den Lunch zubereiten muss. Kathleen bleibt im Wasser, als er zum Golf spielen fährt. Und Kathleen bleibt im Wasser, als er wiederkommt und sie mit strengen Worten holen will. Virgil wird beim Verhalten seiner Frau zunehmend unsicher: Was sollen die anderen Leute der Wohnanlage denken? Als sie ihm zurufen, dass sich seine Frau den Tod holt, wenn sie noch länger im Wasser bleibt – schließlich ist November –, beginnt seine Fassade zu bröckeln. Dabei möchte er so gerne die Illusion eines glücklichen Lebens aufrecht halten. Kathleen aber bleibt im Swimmingpool. Sie will nicht länger duldsam sein, sondern rebelliert gegen die Frau, die sie seit vielen Jahren vorgibt zu sein. Da lässt sich Virgil voll bekleidet neben ihr in den Swimmingpool fallen ...
Ein leiser und zugleich kraftvoller Roman über die Liebe und die Ehe, den Überdruss und die Zerbrechlichkeit des Alltags, über stille Auflehnung – und darüber, was passiert, wenn wir wirklich leben.
Im Kein + Aber Verlag um € 24,50