Lesestoff

Bodo Kirchhoff
Seit er sein Leben mit einem Tier teilt

Ein Steinhaus hoch über dem Gardasee mitten im August: Dort treffen ein älterer Mann und zwei junge Frauen zusammen. Das klingt nach einer klischeehaften Story, doch dieses Buch nimmt einen anderen Weg. Es erzählt von Verletzlichkeit, Zuwendung, Aufmerksamkeit, Schmerz, Liebe – und der Sehnsucht nach einem Menschen, der uns erkennt.

Ein Hanggrundstück mit geducktem Steinhaus und einem Blick über den größten See am südlichen Alpenrand. Dort lebt Louis Arthur Schongauer, einst spielte er Nebenrollen in Hollywood-Filmen, meist düstere Figuren. Nun lebt er hier am Gardasee ein ruhiges Dasein inmitten alter Olivenbäume und teilt sein Leben mit einem Tier – seiner Hündin Ascha. An einem Abend kurz vor Ferragosto sitzt er auf seiner Terrasse, in der Hose für die Nacht, wegen der Hitze mit nacktem Oberkörper – unter ihm die unbewegte graublaue riesige Fläche des Sees, darüber die Felsen der Berge im Dunst. Da wird die Ruhe um sein Haus plötzlich gestört: vom Geräusch durchdrehender Reifen und lautem Hundegebell. Er hört sofort, dass da jemand versucht, in seiner steilen Zufahrt ein Fahrzeug zu wenden. Weil er weiß, dass der Boden des Hohlweges bald verwüstet ist, geht er los.


Eine Liebe fängt an, wenn wir das Glück,
das jemand in uns auslöst,
nicht länger in Schach halten.


Als er beim Fahrzeug, einem Camper, ankommt, kniet eine junge Frau vor seinem Tier und hält ihm die Hände zum Riechen hin. Schongauer beginnt sie auszufragen, Frida, wie die junge Frau heißt, pariert. Der Camper hängt im Hohlweg und ist nicht mehr zu bewegen. Also ist klar, dass Frida die Nacht auf seinem Grundstück verbringt. Passt mir nicht, denkt sich Schongauer, weil am nächsten Tag eine Journalistin aus Deutschland anreist und ein Porträt über ihn schreiben will. Als Almut ankommt und sich die Sonnenbrille ins Haar schiebt, sieht er an ihren Augen, dass sie auf der Fahrt hierher vermutlich länger geweint hat. Irgendwie fühlt sich Schongauer für diese Augen verantwortlich. Doch in den nächsten Tagen entwickelt sich alles anders als gedacht. Denn die beiden Frauen haben Gespür für die Wunden in seinem Leben. Umso mehr hält er sich an sein Tier, für das nur die Gegenwart zählt.

Zwei junge Frauen, ein älterer Mann – das klingt nach einer klischeehaften Story, doch dieses Buch nimmt einen ganz anderen Weg. Es erzählt von Tagen, in denen man in der Zeit versinkt, von einer stillen Landschaft, vom Älterwerden, von Zuwendung, Verletzung, Aufmerksamkeit, Schmerz, Liebe. Vor allem aber erzählt dieses Buch von der Sehnsucht nach dem Menschen, der uns erkennt …

Im Piper Verlag um € 25,50

Das Buch Seit er sein Leben mit einem Tier teilt von Bodo Kirchhoff
Dieses Buch erzählt von der Sehnsucht: nach dem Menschen, der uns erkennt, und von der Erschütterung, wenn wir diesen Menschen treffen.