Lesestoff

Sunjeev Sahota
Das Porzellanzimmer

1929 in Indien: Drei Brüder heiraten drei Frauen. Doch diese wissen nicht, welcher ihr Ehemann ist – weder bei der Hochzeit noch im Alltagsleben. Alle fügen sich in diesen Brauch, nur Mehar nicht. Heimlich versucht sie herauszufinden, wer von den drei Brüdern es ist, der sie nachts berührt. Ein wunderschöner Roman über die großen Themen der Liebe.

Es ist das Jahr 1929, irgendwo im Punjab, dem Zentrum der Sikhs: Mehar ist keine so fügsame Ehefrau, dass sie nicht herauszufinden versucht, welcher der drei Brüder im Haushalt ihr Ehemann ist. Mit fünf Jahren wurde sie ihm versprochen und erst kurz vor der Hochzeit hatte sie erfahren, dass am selben Tag auch seine zwei Brüder heiraten. Nach der Zeremonie mit drei Hochzeitspaaren weiß keine der drei jungen Frauen, welcher von den Brüdern ihr Ehemann ist. Sie leben von den Männern getrennt, arbeiten am Feld oder bereiten die Mahlzeiten vor – im Porzellanzimmer, in dem die drei jungen Frauen gemeinsam ihre Zeit verbringen. Nur in der Nacht kommen sie mit ihren Männern in der völligen Dunkelheit eines abgelegenen Zimmers zusammen. So will es der Brauch, so will es Mai, die Schwiegermutter – und alle akzeptieren es, auch die drei Brüder.


Als er mit der flachen Hand
über die Nacht streicht,
gleiten die Sterne an seinem Arm entlang.


Mehar aber will heimlich herausfinden, wer von den drei Brüdern der Mann ist, der sie in der Nacht berührt. Wenn sie mit ihm zusammen ist, versucht sie, seine Stimme und die wenigen Worte, die er mit ihr spricht, in ihrem Kopf einzuschließen. Doch tagsüber kann sie die Stimme keinem der Brüder zuordnen. Wenn sie die drei von ihrem Fenster aus beobachtet, sieht sie nur Ähnlichkeiten: Sie sind altersmäßig nah beieinander, haben die gleiche Statur, schmale Schultern, dunkle Augen und ernste Gesichter. Mehar kommt dem Geheimnis nicht auf die Spur und überlegt trotzdem ununterbrochen: Ob sie als jüngste der drei Frauen mit dem jüngsten Bruder verheiratet ist? Oder doch mit einem der beiden anderen? Vielleicht sogar mit dem Ältesten? Dann trifft sie eines Tages völlig unerwartet am Feld mit einem der Brüder zusammen – an seinem Blick meint sie zu erkennen, dass es ihr Ehemann ist. Da entfacht eine Leidenschaft in ihr, die ihr Leben im Porzellanzimmer ins Wanken bringt…

Ein schönes, trauriges, sinnliches, poetisches Buch, das von den ganz großen Themen der Liebe erzählt: Selbstbestimmung, Rivalität, Leidenschaft, Besitzergreifung, Innigkeit, Verzweiflung, Glück. Übrigens: Der Roman basiert lose auf der Familiengeschichte von Sunjeev Sahota.

Im Hanser Verlag um € 23,70

Das glückliche Geheimnis
Eine schöne, traurige, sinnliche Geschichte aus dem indischen Punjab, die von den großen Themen der Liebe erzählt.