Lesestoff

Otfried Preußler
Krabat

Eine Mühle am Rand eines Waldes, in den Schnee geduckt, dunkel und bedrohlich wirkt sie. Darin eine schwarze Kammer, elf Raben, ein despotischer Meister und Jahr für Jahr in der Silvesternacht ein durchdringender Schrei. Der Klassiker von Otfried Preußler – eines meiner absoluten Lieblingsbücher – verarbeitet eine Sage aus der Zeit des 30-jährigen Kriegs und ist nichts für schwache Nerven. Wahrhaftig, unheimlich, rätselhaft, spannend und bildgewaltig erzählt: ein großartiges Leseerlebnis!

Es war die Zeit zwischen Neujahr und dem Dreikönigstag. Krabat, ein vierzehnjähriger Junge, träumt von elf Raben, die auf einer Stange sitzen und ihn anblicken. Er bemerkt, dass am Ende der Stange noch ein Platz frei ist. Dann hört er eine Stimme, die aus den Lüften zu kommen scheint, seinen Namen rufen. Und dass er in die Mühle von Schwarzkollm kommen solle, „es werde ihm nicht zum Nachteil geraten.“ Doch Krabat traut sich nicht, zu antworten. Da beginnen die Raben zu krächzen, dass er dem Meister gehorchen muss, und davon erwacht Krabat. Der Traum wiederholt sich in der Nacht darauf und so macht er sich auf den Weg und fragt sich zur Mühle von Schwarzkollm durch.


Ich zeichne dich, Bruder,
mit Kohle vom Holzkreuz...


Die Leute, die er fragt, warnen ihn und meinen, dass es in dieser Mühle ungeheuerlich zugeht. Und als Krabat sie selbst sieht – in den Schnee geduckt, dunkel, bedrohlich – zögert er selbst. Doch sein jugendlicher Übermut gewinnt, er schreitet auf die Mühle zu und klopft an die Tür. Tiefe Finsternis empfängt ihn, aber am Ende des Ganges leuchtet eine von Kerzenschein erhellte Kammer. Dort sitzt ein dunkel gekleideter Mann am Tisch und scheint auf ihn gewartet zu haben. Denn kaum ist Krabat eingetreten, nimmt er ihn schon als Lehrjungen auf und verspricht, ihn alles zu lehren, was ein Müller wissen muss „und alles andere auch.“ Als Krabat mit seiner Hand einschlägt, erhebt sich ein Rumoren. Der Fußboden schwankt, die Wände zittern, die Pfosten beben, die Mühle mahlt.


Ich zeichne dich mit dem
Mal der Geheimen Bruderschaft.


Krabat arbeitet fleißig, schaut sich die Handgriffe von den anderen Müllerburschen ab und erkennt sehr bald, dass es in der Mühle nicht mit rechten Dingen zugeht. Von Schwarzen Schulen und der Magie, die dort gelehrt wird, hat er schon munkeln gehört, nun findet er sich selbst mit den anderen Gesellen jeden Abend in der Schwarzen Kammer ein und folgt den Unterweisungen des Meisters. Die Zeit vergeht, Krabat spürt in jedem Winkel das Unheilvolle dieses Ortes, es erscheinen seltsame Gestalten in der Mühle, vor denen sogar der Meister große Angst zu haben scheint. Dann kommt Ostern und Krabat hört den wunderschönen Gesang einer Kantorka und bald darauf sieht er ihr Gesicht, das ihn verzaubert. Es wird Herbst, es folgt der Winter. Als Weihnachten vorbei ist, merkt er die Angst der anderen Müllerburschen. Schließlich kommt die Silvesternacht und Krabat erwacht von einem durchdringenden Schrei...

In beinahe jedem Buch von Otfried Preußler begegnen wir Magie, hier schillert sie dunkel, rätselhaft, unheimlich. Die Grundlage dieses Klassikers ist eine Sage über einen mächtigen Zauberer aus Lausitz in Sachsen zur Zeit des 30-jährigen Kriegs. Daher die etwas altertümliche Sprache, die aber gut lesbar ist und diese Geschichte nur noch geheimnisvoller macht.

Im Thienemann Verlag Verlag um € 16,50

Der Winter des Bären
Das richtige Buch für die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr – voll dunkler Magie, rätselhaft, unheimlich und spannend.