Lesestoff

Claire Keegan
Kleine Dinge wie diese

Eine Weihnachtsgeschichte für mehr Menschlichkeit, die zugleich ein dunkles Kapitel aus der Vergangenheit Irlands verarbeitet: Claire Keegan erzählt in ihrer Novelle von Frauen, die für ihr Wollen und ihre Wahrhaftigkeit bitter bezahlen müssen – und greift damit ans Herz. Mutig, berührend, hoffnungsvoll und gerade richtig für das Fest des Friedens und der Liebe.

Irland, 1985: Wer in der Kleinstadt New Ross gesellschaftlich etwas auf sich hält, gibt seine Wäsche ins Kloster. Auch wenn die Gerüchte nicht abreißen wollen, dass es Mädchen sind, die von früh bis spät waschen, trocknen und bügeln – zur Buße, weil sie schwanger wurden. Und dass man ihnen ihre neugeborenen Babys wegnimmt und sie ins Ausland verkauft. Der Kohlenhändler Bill Furlong hat sich aus dem gesellschaftlichen Nichts zu einem erfolgreichen Geschäftsmann hinaufgearbeitet und will von diesen Gerüchten nichts wissen. Er liefert gerne zu den Nonnen, denn sie zahlen pünktlich – das ist wichtig, in harten Zeiten wie diesen.


Aber was, wenn es
eins von unseren Mädchen wäre?


Doch eines frühen Morgens, kurz vor Weihnachten, will Bill Furlong wieder Kohlen liefern und trifft im Kloster niemanden an. So geht er ohne Begleitung in den Kohlenschuppen und macht dort eine Entdeckung, die ihn zutiefst verstört. Da erinnert er sich wieder – an seine früh verstorbene Mutter, seine Kindheit in einem guten Haus, an das Glück, das ihm dort widerfuhr und an die vielen kleinen Dinge, die zusammengenommen sein gelungenes Leben ausmachen. Und er denkt an seine Frau, für die gesellschaftlicher Status und Wohlstand sehr wichtig sind, an seine Töchter und ihre Zukunft. Und dann trifft er eine Entscheidung.

Im Steidl Verlag um € 20,60

Zur Info: Der Roman von Claire Keegan ist ein fiktives Werk, verarbeitet jedoch ein dunkles Kapitel der irischen Geschichte: Mädchen und Frauen, die als „moralisch fragwürdig“ galten, weil sie ein uneheliches Kind geboren hatten, wurden in „Magdalenen-Wäschereien“ in Klöstern versteckt und zur Arbeit gezwungen. Viele von ihnen verloren ihre Babys, manche ihr Leben. Die letzte Magdalenen-Wäscherei wurde erst 1996 geschlossen und erst 2013 entschuldigte sich die irische Regierung dafür.

Kleine Dinge wie diese
Eine Weihnachtsgeschichte aus Irland mit viel Menschlichkeit: Es sind die kleinen Dinge, die zusammengenommen ein gelungenes Leben ausmachen – daran erinnert sich der Kohlen­händler Bill Furlong, als er eine verstörende Entdeckung macht und danach eine Entscheidung trifft.