Lesestoff

Judith W. Taschler
Über Carl reden wir morgen

Die ewige Frage nach dem Glück: Während Eugen in Amerika erfolgreich ist, muss sein Zwillingsbruder Carl in den ersten Weltkrieg ziehen. Er überlebt, doch nun ist es an Eugen zu entscheiden, ob er sein Glück mit Carl teilt. Aber wie ist das mit der Liebe? Lässt sie sich auch teilen? Ein großer Familienroman über drei Generationen – spannend, tragisch, schön.

Ein Dorf im oberösterreichischen Mühlviertel, vor hundertfünfzig Jahren: Anton und Rosa Brugger sind die einzigen überlebenden Kinder ihrer Eltern und ihr Lebenslauf ist vorgezeichnet. Der Sohn wird der zukünftige Pächter der Hofmühle. Die Zukunft der Tochter soll – wie die jeder Frau – in der Ehe liegen. Während Anton mit dem traditionellen Plan zufrieden ist, möchte seine Schwester ein anderes Leben führen und geht heimlich nach Wien. Dort wird sie aber bitter enttäuscht und kommt nach Jahren wieder ins Dorf zurück. Sie zieht bei ihrem Bruder ein, führt ihm den Haushalt und zieht seine Kinder auf. Auch wenn ihr Alltag funktioniert: Glück scheint Mangelware zu sein.


Versprich mir, dass du glücklich wirst,
sagte Eugen.


Das ändert sich mit Albert, dem Sohn von Anton. Ähnlich wie bei seiner Tante Rosa ist auch ihm das Leben in der Mühle nicht genug. Er eröffnet ein Handelsgeschäft, hat damit großen Erfolg und wird im Dorf für seinen unternehmerischen Mut bewundert. Vier Kinder – die Zwillingsbrüder Carl und Eugen, Gustav und Elisabeth – vervollständigen sein Glück. Doch um Alberts Frau Anna, die aus Wien stammt und sich im Dorf nie wohlgefühlt hat, ranken Gerüchte und diese zehren an Alberts Nerven. Zuerst will er sie nicht glauben, dann weiß er nicht, wie er mit der Wahrheit umgehen soll. Als sein Cousin mit seiner Tochter Hedwig in der Mühle auftaucht, scheint sich die Familiensituation zu beruhigen. Hedwig unterstützt die schwermütige Anna und streift mit Carl und Eugen, den Zwillingsbrüdern, am liebsten durch den Wald. Dort lernt sie Emil kennen – ihre große Liebe.


Das habe ich vor,
lachte Carl.


Die Zeit im Mühlviertel dreht sich weiter, der erste Weltkrieg bricht aus, die Suche nach dem Glück scheint beinahe zwecklos geworden zu sein. Fast hat man sich in der Hofmühle damit abgefunden, dass Carl – der Sohn von Albert und Anna – im Krieg gefallen ist. Doch dann steht er an einem kalten Winterabend vor der Tür. So abgemagert und mit leeren Augen, dass ihn selbst sein Zwillingsbruder fast nicht erkannt hätte. Eugen ist nur zu Besuch. Er hat in Amerika sein Glück gesucht und gefunden. Doch nun liegt es an ihm zu entscheiden, ob er sein Glück mit Carl teilen wird? Und wie ist das mit der Liebe? Lässt sie sich auch teilen?

Es ist ein Buch mit vielen Themen: die Enge, aber auch Gemeinschaft eines Dorfes, Liebe unter schwierigen Vorzeichen, Anfänge und Abschiede, der Krieg und seine Zerstörung, die unstillbare Sehnsucht des Menschen nach Glück. Spannend mit überraschenden Wenden: Bleibt dran, auch wenn es zwischendurch ob der vielen Figuren etwas kompliziert ist, es lohnt sich!

Im Zsolnay Verlag um € 24,70

Über Karl reden wir morgen
Finden Sie Ihr Glück und behalten Sie es! Diesen Spruch hatte Eugen als Kind einmal gehört und danach ständig wiederholt. Als sein Zwillingsbruder Carl erwachsen ist, versucht er genau das: glücklich zu werden und zu bleiben.