Lesestoff

Andrea Gerk
Lob der schlechten Laune

Schlechte Laune ist besser als ihr Ruf: Miese Stimmung entwickelt sich häufig zu einem Motor, etwas an einer Situation zu ändern. Grant kann also produktiv wirken und erhöht außerdem die Aufmerksamkeit. Dieses Sachbuch lässt eine unterschätzte Gemütshaltung hochleben und ist in all der Mieselsucht höchst amüsant.

Ich bin dafür, dass Bücher länger leben dürfen. Deshalb empfehle ich euch ein Sachbuch, das von 2017 stammt und lange Zeit auf meinen Stapel der ungelesenen Bücher lag. Nun habe ich es mir endlich einverleibt: „Lob der schlechten Laune“, das zwar missmutig klingt, mich aber sehr oft zum Lachen brachte. Wie schön Granteln manchmal sein kann! Wie trostvoll Pessimismus! Und wie viel Spaß das Schimpfen macht! Zumindest mir, ähem. Fällt mir ein kreatives Schimpfwort ein, switche ich schnell in eine gute Stimmung. Heilsam, die schlechte Laune.


„Das Leben hat an und für sich
nur lauter Nachteile.“
Thomas Bernhard


Im Sachbuch „Das Lob der schlechten Laune“ wird also miese Stimmung gemacht und trotzdem ist es höchst amüsant. Dafür sorgen die vergnüglich zu lesenden Beispiele aus Psychologie, Film, Theater, Literatur, Kunst und der Dienstleistungsbranche. Autorin Andrea Gerk verrät unter anderem, was der Zwang zum Lächeln in diesen Berufen innerlich kosten kann. Sie stellt sich mit einem Yoga-Guru im wahrsten Wortsinn auf den Kopf, um dem Wesen schlechter Laune auf die Spur zu kommen. Sie berichtet von traditionell schlecht gelaunten Kommissaren, gereizten Frauen und Grumpy Old Men – wie den mieselsüchtigen Helden von Thomas Bernhard. Auch sonst stammen viele Beispiele aus dem „Grant-Country Österreich“. Doch das hierzulande typische Granteln lohnt sich. Schlechte Laune erhöht nachweislich die Aufmerksamkeit und wirkt manchmal sehr produktiv. Die beste Erkenntnis aus dem kurzweiligen Sachbuch ist allerdings ein Stehsatz mit Wahrheitsgehalt: Glück ist relativ.

Im Kein und Aber Verlag um € 24,70

Lob der schlechten Laune
Manchmal hilft auch sonniggelber Blütenstaub nichts, die Stirn bleibt umwölkt. Welche Vorteile schlechte Laune hat, gibt es in diesem Buch zu erfahren. Gleich vorweg: Granteln lohnt sich!