Lesestoff

Maggie O‘Farrell
Judith und Hamnet

Das ist die Geschichte von Agnes, der kühnen und unkonventionellen Frau von William Shakespeare. Sie verführt ihn in der Apfelkammer ihres Heimathauses – besser sie erwartet schnell ein Kind von diesem ungewöhnlichen Mann, bevor ihr jemand die Heirat verbieten kann. Jahre später feiert er seine Erfolge in London, während sie die Geschicke der Familie führt. Doch dann steht der schwarze Tod vor ihrer Tür…

Sie sieht ihn am Fenster ihres Heimathauses stehen – wie er nachdenklich am Ring in seinem linken Ohr zupft und auf die Felder blickt. Agnes schaut ihn an und weiß: Das wird er sein, diesen Mann will sie, nur ihn. Dabei ist der schmächtige Lateinlehrer ihrer Brüder nicht einmal achtzehn Jahre alt und damit deutlich jünger als sie. Egal, er ist es, weiß Agnes. Wenig später drückt sie das erste Mal in die Mulde seiner Hand und spürt: In diesem Mann ist Tiefe und Weite zugleich – und eine Landschaft, wie sie es sich kaum vorstellen kann. Sie küsst ihn schnell und verführt ihn in der Apfelkammer ihres Heimathauses. Besser, sie erwartet ein Kind von ihm, bevor ihr jemand diese unkonventionelle Ehe verbieten kann. Jahre später sind es drei Kinder geworden und Agnes fragt sich, wie sie ihr Auskommen finden sollen. Denn ihr Mann arbeitet nicht mehr als Lateinlehrer, tagsüber ist er mürrisch und nachts treibt er wer weiß was mit seinen Theaterstücken…


Dreh dich um,
sagt er zum Tod.


So schwierig ihr Leben in Stratford-upon-Avon ist, so genau weiß Agnes: Ihr Mann kann ihr dabei wenig helfen, im Gegenteil: Besser, er geht nach London und führt das Leben, das ihm bestimmt ist. Sie beweist einmal mehr Kühnheit und schickt ihn fort – in der Hoffnung, mit ihrer Familie irgendwann nachkommen zu können. Shakespeare, der im Roman übrigens nie namentlich genannt ist, fühlt sich befreit und beginnt bald, mit seiner Kompanie große Erfolge zu feiern. Nur noch selten kehrt er zu Agnes und den Kindern zurück. Doch dann steht der schwarze Tod vor der Tür des kleinen, engen Hauses in Stratford-upon-Avon. Gerade noch spielten die Zwillinge Judith und Hamnet mit ihren Katzen. Und jetzt ist Judith plötzlich heiß und danach kalt und Hamnet sucht verzweifelt Hilfe für seine kranke Schwester. Doch niemand ist da, ihre Mutter in den Gärten vor der Stadt, ihre ältere Schwester wer weiß wo und der Vater in London im Theater. Vier Jahre später wird dieser Vater seine berühmteste Tragödie schreiben und sie nach dem Sohn benennen – mit einem Namen, der bis heute in der Weltliteratur widerhallt.

Das Buch hat mich überwältigt – mit seiner magischen Atmosphäre, der aufgebauten Spannung, der weisen und kühnen Agnes, den ungleichen Zwillingen und der Geschichte vom unvergleichlichen Shakespeare, die vielleicht genauso war. Oder auch ganz anders. Höchste Leseempfehlung!

Im Piper Verlag um 22,70 Euro
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„Judith und Hamnet“ von Maggie O’Farrell hat mich mit seiner magischen Atmosphäre und seinen starken Figuren rund um William Shakespeare überwältigt. Höchste Leseempfehlung!
„Judith und Hamnet“ von Maggie O’Farrell hat mich mit seiner magischen Atmosphäre und seinen starken Figuren rund um William Shakespeare überwältigt. Höchste Leseempfehlung!