Lesestoff

Madeline Miller. Ich bin Circe

Es könnte in der Götterwelt so einfach sein: ein wenig Intrige da, ein bisschen Liebschaft dort. Das Gefolge von Helios, dem mächtigen Sonnengott, genießt die Unsterblichkeit. Doch seine Tochter Circe bringt immer wieder Unruhe in die heiligen Hallen. Dann begeht sie auch noch einen großen Fehler und wird auf eine einsame Insel verbannt. Dort aber entdeckt sie ihre göttlichen Fähigkeiten erst so richtig – und fängt damit sogar Odysseus ein.

Circe ist die Tochter des Sonnengotts Helios mit einer Nymphe namens Perse und deshalb eine Halbgöttin: Sie ist unsterblich, aber auch unvollkommen. Denn von allen Göttern rund um ihren mächtigen Vater scheint sie den Menschen am ähnlichsten zu sein. Ihr Haar leuchtet golden, doch ihre Stimme klingt sterblich und ihr Charakter ist nicht erhaben, sondern rebellisch. Circe fühlt sich im Müßiggang der heiligen Hallen nicht wohl, sie will mehr und buhlt deshalb um die Aufmerksamkeit ihres Vaters, der seine Tochter jedoch kaum wahrnimmt – zu sehr ist er mit seinen Liebschaften und Intrigen beschäftigt. So wendet sich Circe immer mehr den Menschen zu und lässt sie sich von ihren Leben mit Freud und Leid in Bann ziehen. Mit der Zeit entdeckt sie außerdem ihre göttlichen Kräfte und probiert sie unbedarft aus. Doch als sie sich verliebt, begeht Circe einen Fehler, der Helios derart erzürnt, dass er seine Tochter auf eine einsame Insel verbannt. Dort aber beginnt ihre Geschichte erst so richtig – denn in der Verbannung erkennt Circe ihr wahres Wesen als mächtige Zauberin.


„Immer gibt es eine Wendung,
die man nicht im Blickfeld hat.”


Circe studiert die Magie der Pflanzen, beschäftigt sich mit den Zauberkräften der Natur, sammelt Blumen mit heilender Wirkung, melkt die Giftzähne von Schlangen, spürt die Kraftorte ihrer Insel auf, lernt alles über Verwandlungen und entdeckt ihre Anziehungskraft als Frau. Immer wieder tauchen gestrandete Seefahrer an den Ufern ihrer Insel auf, der Götterbote Hermes besucht sie regelmäßig und dann lässt sie sich auf Daidalos ein, den begnadeten Handwerker und Vater des Ikarus, der sie im Auftrag ihrer Schwester, der Königin von Kreta, aufsucht. Eines Tages landet ein großes Schiff an der Küste ihrer Insel und als sich die ausgehungerte Besatzung vom Ufer hochkämpft, erkennt Circe in ihrem Anführer den berühmtesten Helden der griechischen Götterwelt: Odysseus. Sie nimmt ihn mit seinen Leuten auf und obwohl er viel von seiner Gattin, der geheimnisvollen Penelope, spricht, bleibt er auf der Insel und wird Circe verändern. Dann aber taucht Pallas Athene auf, ihre wohl gefährlichste Feindin…

Das Buch ist nicht nur ein spannender Ausflug in die griechische Mythologie, sondern erzählt auch von einer Frau, die erst durch die Ablehnung von anderen ihr wahres Wesen entdeckt. Mutig, klug und kompromisslos ermächtigt sich Circe zu einer Zauberin – und erinnert bis heute an sich. Den Ausdruck „jemanden bezirzen“ verdanken wir ihr.

Im Eisele Verlag um 24,70 Euro
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Madeline Miller: Ich bin Circe
Jemanden bezirzen – diesen Ausdruck verdanken wir Circe, der mächtigen Zauberin aus der griechischen Sagenwelt und Heldin dieses New York Times-Bestsellers.