Lesestoff

Karen Köhler. Miroloi

Wer noch nicht hat, der sollte jetzt – dieses Buch lesen: In einer selten schönen Sprache erzählt Karen Köhler von Freiheit und Sehnsucht, einer maßgeregelten Welt und der Selbstermächtigung einer jungen Frau, die dort mit alther­gebrachten Traditionen bricht. Mitreißend, berührend, unfassbar gut!

Es ein Ort, der nur in der Literatur existiert – und uns vielleicht doch bekannt vorkommt: ein Dorf auf einer abgeschiedenen Insel und eine geschlossene Gesellschaft, in der Männer das Sagen haben. Der Himmel über dem Dorf ist weit und trotzdem lasten uralte Traditionen schwer auf allem und jedem. Sie sollen gewährleisten, dass alles so bleibt, wie es seit ewigen Zeiten ist. Wie genau, entscheidet ein Rat aus dreizehn alten Männern: Frauen dürfen nicht lesen lernen und müssen Männern gehorchen. Nachrichten werden nur in gesprochener Form übermittelt, es gibt kein Radio, keinen Fernseher, keine Waschmaschinen. Gearbeitet wird wie vor hunderten Jahren. Wenn der Händler von „drüben“, dem Festland, wo es eine Welt in der Jetztzeit gibt, kommt, entscheidet der Ältestenrat, welche Waren bleiben dürfen und welche nicht. Bleiben darf so gut wie nichts.


„In mir drinnen ist alles möglich,
das begreife ich jetzt.”


Über dem Dorf, über der Insel, über dem Meer lebt ein Mädchen beim Bethaus-Vater. Er hat sie an einem Winterabend auf den Stufen zum Bethaus gefunden und aufgezogen. Doch ein Mensch, von dem man nicht weiß, woher er kommt, wird nie richtig zur Dorfgesellschaft gehören und darf auch keinen Namen erhalten. So spielt das Mädchen die Rolle, die ihr vom Dorf gegeben wird und wächst als Außenseiterin auf. Doch langsam bekommt diese Welt feine Risse und sie beginnt, sich zu widersetzen. Warum soll sie nicht so leben wie die anderen im Dorf, wenn sie doch alles gleich macht? Als ihr der Bethaus-Vater heimlich das Lesen beibringt, rebelliert sie noch mehr gegen die althergebrachten Traditionen. Doch was passiert an einem Ort, wenn sich die Außenseiterin gegen alle Regeln stellt? Wenn sie Freundschaften schließt, sich verliebt und endlich einen Namen erhält?

Ein großer, großer Roman in einer selten schönen Sprache voll unbändiger Schreibkraft. Der außergewöhnliche Sprachduktus liest sich anfangs ungewohnt, aber unbedingt dranbleiben, denn bald entsteht ein starker Erzählsog. Mitreißend, berührend, unfassbar gut – eines der besten Bücher der letzten Zeit!

Im Hanser Verlag um 24,70 Euro
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Miroloi
Eine junge Frau erhebt sich über althergebrachte Traditionen: eines der besten Bücher der letzten Zeit, bitte lesen!