Lesestoff
Lesestoff
Es ist ein Haus, das sprechen kann. In seinem Gebälk trägt es eine Inschrift, die es nur ein einziges Mal preisgibt. Schlau ist dieses Haus nämlich auch, außerdem ziemlich alt und sehr geduldig. Seine Laune ist unverschämt gut. Doch nun soll das Haus verlassen werden …
Das Haus in diesem schönen Büchlein kann sprechen. Es ist außerdem geduldig und macht alles ohne Murren und Klagen mit – beispielsweise, dass unter dem Gewölbe im Keller ein riesiges Badezimmer entsteht. Doch nun soll das Haus verlassen werden. In der Stille dieser Tage schaut es seine Besitzerin aufmerksam an. Diese sagt, die Idee ist unmerklich entstanden. Doch jetzt reicht es. Genug ist genug. Es bereite ihr keine Mühe, das Haus zu verlassen. Schließlich gibt es auf dieser Welt genug Orte, wo man sich niederlassen kann. Kaum ist die Annonce für den Hausverkauf online, klingelt das Telefon. Die ersten Interessierten kommen: der Innenministermann, die Suchende, ein Frager. Das Haus schiebt sie durch die Räume und dann nach draußen. Die Tür fällt ins Schloss.
Die nicht, sagte das Haus.
Okay, sagte ich.
Doch die Tür bleibt nicht lange geschlossen. Als nächstes betritt der Diamantenhändler das Haus. Danach kommen Frömmler, die einen spirituellen Ort suchen. Das Haus macht sich unsichtbar. Also gehen sie nach draußen, in den Garten. Der Garten ist der Besitzerin übrigens zu groß geworden. Genug ist genug. Sie schüttelt den Kopf, die Frömmler gehen. Das Haus denkt sich seinen Teil. Das Telefon klingelt, neue Besichtigungen: Es kommen die Stillen, dann die Desinteressierten. Als nächstes tritt der Belgier durch die Tür. Ja, und dann kommt mitten in der Nacht eine Textnachricht …
Eine wunderbar fantasievolle Geschichte – von Jacqueline Kornmüller poetisch, humorvoll und feinsinnig erzählt, von Kat Menschik wunderschön illustriert. Ein Juwel, dieses Büchlein, holt es euch!
Im Galiani Verlag um € 23,50
