Zeitenweise
Der Herbst ist meine liebste Zeit – wie der Frühling, Sommer und Winter. Ich mag den Jahreslauf, denn am Wechsel der Zeiten sehe ich, dass etwas weitergeht. In diesem Herbst werde ich eine andere sein, als ich im vergangenen Frühling war. Und im nächsten Frühling werde ich eine andere sein, als ich jetzt bin. Dieses zeitenweise Weiterleben gefällt mir sehr.
Malnata
Maddalena wird Malnata genannt – die Unheilbringende. Sie hätte den Teufel im Leib, meint man in ihrer Heimatstadt, man solle die junge Frau meiden. Francesca hält sich nicht daran und befreundet sich entgegen aller Warnungen mit ihr. Dann geschieht tatsächlich ein Unheil … Ein aufregender Roman über die Kraft der Freundschaft und Selbstbestimmung.
Mariazell
Mit der Kirche hab‘ ich es nicht so. Mariazell ist trotzdem mein Kraftort – bereits auf der Fahrt dorthin geschehen Wunder. Kaum bin ich von der Autobahn abgefahren und füge mich in die Kurven der Landstraße, werde ich ruhig. Je näher Mariazell kommt, umso einsamer wird die Gegend: kaum Häuser, kaum Menschen, nur grüne Berghänge. Meine Augen streifen
mehr lesen
beim Fahren über die Wälder, der Atem entspannt sich. In Mariazell gehe ich dann als erstes in die Basilika und halte inne. Danach wechsle ich gerne einen Stock höher in die Schatzkammer – sehr sehenswert. (Nur in der warmen Jahreszeit offen). Danach gibt es Mittagessen beim Brauhaus Girrer mit dem abschüssigen Eingang und der nostalgischen Stube: warmes Licht, altes Holz, köstliches Essen, selbstgebrautes Bier, ein Wohlfühlort für alle Sinne. (Unbedingt reservieren) Am Nachmittag treibe ich mich bei den Ständen mit Devotionalen herum und falle in der Apotheke zur Gnadenmutter ein. Hier gibt es viele Zaubermittel für Körper, Geist und Seele – ich werde immer schwach. Zum Abschluss das obligate Glückslos aus der netten Trafik. Ich hab‘ zwar noch nie was gewonnen, glaube aber weiter an Wunder. Das gehört sich so an diesem Ort. Übrigens: Der besondere Spirit von Mariazell ist am besten in den ruhigen Zwischensaisonen zu spüren.
So ist das nie passiert
Ein Buch über die enge Verbundenheit von zwei Schwestern: Als Willa ein Teenager war, verschwand ihre Schwester Laika spurlos. Zwanzig Jahre später meint sie diese auf einer Dinnerparty in einer fremden Frau zu erkennen. Die Begegnung erschüttert Willa so sehr, dass sie sich der Frage ihres Lebens stellen kann: Was ist damals wirklich passiert?
Die Frauen von Maine
Hoch oben auf den Klippen an der Küste von Maine steht ein viktorianisches Haus – stolz und ehrwürdig, über Jahrzehnte verfallen, später kostspielig renoviert. Doch dann passieren dort ungewöhnliche Vorfälle. Bald stellt sich heraus, dass dieses Haus viele Geheimnisse in sich trägt und vom Schicksal der Frauen von Maine erzählt. Berührend und mitreißend!
Neuschwanstein
Hier treffen sich König Ludwig II und Rübezahl: Schloss Neuschwanstein im Allgäu repräsentiert den Archetyp eines Märchenschlosses – erbaut auf einem hohen Felsen, mit schlanken Türmen und einem romantischen Konzept. Es gibt einen Sternenhimmel im Schlafzimmer, eine Sonne im Thronsaal, Blätterwerk auf den Wandmalereien ... und gegenüber das Hotel Rübezahl,
mehr
liebevoll geführt von der Familie Thurm. Seit kurzem findet ihr im Hotel an verschiedenen Orten eine von mir kuratierte Bücherauswahl – unter anderem in den Suiten und im SPA. Passend zu dieser Umgebung geht es in den Büchern königlich, romantisch und luxuriös zu, aber auch naturbezogen, geerdet, achtsam und stärkend. Ihr könnt seitenweise und stundenlang nur den Zeigerfinger bewegen. Solltet ihr das Hotel Rübezahl doch einmal verlassen wollen, könnt ihr zur Marienbrücke hinaufwandern. Von dort habt ihr den schönsten Blick auf Schloss Neuschwanstein. Tipp: Auf dem Steg über der tiefen Schlucht ist meist viel los. Wenn ihr ihn überquert und am Waldweg aufwärts geht, kommt ihr nach 10 Minuten zu einem weiteren Panoramapunkt, wo man das Schloss in Ruhe bestaunen und den Tag verträumen kann.
Hier geht’s zum Rübezahl: www.hotelruebezahl.de
Nachtfrauen
Aus dem Leben dreier Generationen in einer patriarchalen Ordnung: Die Geschichte der Nachtfrauen ist voller Verstrickungen, Schweigen, Bedauern und Verluste. Sie zeigt aber auch Licht und Hoffnung, und was Nachsicht, Versöhnung und Liebe vermögen. Dann kann Friede gefunden werden. Ein eindrucksvoller Roman aus dem slowenischen Kärnten.
Freewriting
Wenn der Himmel bereits am Morgen voller Wörter hängt: Mit den Morgenseiten schreibst du in der Früh gleich nach dem Aufstehen drei Seiten auf nüchternen Magen. Ohne Vorgabe, ohne Thema, ohne Anspruch. Das ist ungewöhnlich. An manchen Tagen entstehen Banalitäten, an anderen Tagen wiederum passiert Ungewöhnliches ...
Krems an der Donau
In Krems verliebte ich mich bereits in meiner Jugend – nach einer Exkursion im Gymnasium war mein Reiseherz entflammt. Und so habe ich die Stadt an der Donau über die Jahre immer wieder besucht und jedes Mal etwas Neues entdeckt. Krems war ab dem 16. Jahrhundert eine aufgeschlossene, pulsierende und reiche Handelsstadt, was sich in der Architektur zeigt. Zu sehen gibt es viele schöne aufwendige Reliefdekorationen mehr und gut erhaltene Fresken an den Fassaden der Bürgerhäuser, auffällige Erker, repräsentative Eingangstore, eigensinnige architektonische Spielereien, das berühmte Sgraffitohaus, die Gozzoburg … Schaut auch bei der Dominikanerkirche vorbei, die zu einem ungewöhnlichen Ausstellungsort umfunktioniert wurde. In der Häuserzeile auf der anderen Platzseite liegt mein Lieblingshaus in Krems: das ehemalige Mesnerhaus, ein schmaler Bau mit vanillefärbiger Fassade und üppiger Reliefdekoration. Besuchen solltet ihr auch den Bauernmarkt am Pfarrplatz (nur samstags) und zu Mittag das nostalgische Gasthaus Jell am Hohen Markt. Wenn ihr Glück habt, gibt es Ofenschweinsbratl in Kümmelsauce mit Erdäpfelknödel – ein Gedicht! Aber unbedingt reservieren!
Hier muss es sein
Was für ein schönes und tiefes Buch! Claudette ist aus ihrem Leben als berühmte Schauspielerin geflüchtet und lebt nun in einem abgelegenen Tal, irgendwo in Irland. Als ihr Mann Daniel von seiner Vergangenheit eingeholt wird und sich einer lang verdrängten Schuld stellt, kommen auch bei Claudette alte Wunden hoch. Ein mitreißender Roman über die Liebe, der mitten ins Herz trifft.
Oststeirische Römerweinstraße
In Romatschachen bei Pischelsdorf an der oststeirischen Römerweinstraße liegt das Weingut zum Lesen: Dort hat sich Winzer Andreas Posch mit Herz & Seele dem Wein verschrieben. Seine Qualitätsweine sind köstlich, nachhaltig, vielfach ausgezeichnet und belesen. Warum, liegt an seiner Frau Andrea, die jede freie Minute mit einem Buch verbringt. Die Weine von Posch tragen deshalb Namen, die von literarischen Werken inspiriert wurden wie Nathan der Weiße, mehr Alice in Muskatland, Der feine Prinz oder Sauvignons Reisen. Weil Andrea & Andreas ihre beiden Leidenschaften – die Wein-Lese & das Buch-Lesen – auf erfrischend leichtsinnige Art kombinieren, gibt es auch ein Kellergewölbe mit einem Weinshop inmitten von Büchern, der rund um die Uhr geöffnet hat. Quasi als Erst- und Notfallversorgung für Buch- und Weinlesende. Außerdem nette Geschenk-Pakete für Wein- und Buchmenschen. Und eine sensationelle Aussicht von der Terrasse der zum Weingut gehörigen Buschenschank. So könnt ihr beim Buch- und Weinlesen zwischendurch ins Land eini schauen.
Seit er sein Leben …
… mit einem Tier teilt. Ein Steinhaus hoch über dem Gardasee mitten im August: Dort treffen ein älterer Mann und zwei junge Frauen zusammen. Das könnte klischeehaft werden, doch der Roman von Bodo Kirchhoff nimmt einen anderen Weg. Er erzählt von Zuwendung, Verletzlichkeit, Aufmerksamkeit – und der Sehnsucht nach einem Menschen, der uns erkennt.
Bad Gastein
Der Wasserfall von Bad Gastein rauscht und braust, tönt und stöhnt sich durch die enge Schlucht mitten im Ortszentrum und nimmt die schmale Öffnung zwischen den Felsen völlig für sich ein. Die Kraft dieser Naturpersönlichkeit ist beeindruckend – ich war baff ob seiner Macht und Dynamik. Über drei Kaskaden fällt er 341 Meter tief und schickt dabei feine Wassertröpfen in die Luft. Da braucht man nicht viel tun, außer: mehr einatmen, schauen, hören, staunen, ausatmen. Eine wunderbare Abkühlung an heißen Sommertagen! Apropos: Wer richtig planschen will, checkt am besten im Hotel Badeschloss – am Wasserfall gelegen – ein. Vom Rooftop Pool aus gibt es einen schönen Blick ins Gasteiner Tal und die umliegenden Berge. Erfrischend ist auch das Interior Design mit fröhlichen Farbexplosionen. Wer es ruhiger mag, ist im unvergleichlichen Haus Hirt oder im Designhotel The Cõmmodo auch sehr schön aufgehoben.
Das verborgene Leben der Farben
Als ich mit Pinsel und Farbe umgehen lernte, wurde ich erst ein richtiger Mensch, sagte Maria Lassnig – eine meiner ganz großen Heldinnen. Nun gibt es eine aufwendig recherchierte Biographie über ihr Leben. Und weil es thematisch so gut dazu passt, findet ihr hier auch einen Roman aus Japan über eine junge Frau, die bereits als Kind das verborgene Leben der Farben entdeckte.
Der Sommer zu Hause …
… und ganz wie ein Mensch. Auch hier erwartet euch ein Doppelpack an Lesestoff: Bei dem einen Roman sind die Kirschen gerade reif und vier Frauen stecken ihre Köpfe zusammen. Denn erzählt wird eine Geschichte, die an der Wahrheit rüttelt. Beim anderen Buch lernt ihr einen hungrigen und einsamen Berglöwen in den Hollywood Hills kennen, der noch nie einen Menschen gefressen hat. Aber heute könnte es so weit sein …
Salzburg
Die Stadt an der Salzach ist am schönsten, wenn die Festspiele vorbei sind und der Sommer langsam müde wird. Besucht unbedingt die Fürstenzimmer auf der Festung Hohensalzburg – ihre Ausstattung ist seit 1502 unverändert und beeindruckend. Das sind auch die frühchristlichen Katakomben, die in die Felsen des Festungsberges gehauen sind. Was ich ebenfalls liebe: den herrlich nostalgischen Andenken-Laden mehr beim Eingang zum Domplatz, die originale Mozartkugel von Fürst, den Laden Tee & Co mit wunderschöner japanischer Keramik an der Staatsbrücke und das Café Bazar an der Salzach. Der Andrang dort ist groß, doch in der Früh oder am Abend – eher meine Zeit – kann man in der Zeit versinken: mit einem Glas Weißwein und einer Kugel Vanilleeis, stilvoll in einer Muschel aus Silber serviert. Wie süß das Leben schmecken kann!
Die weite Wildnis
Lauren Groff erzählt eine Geschichte, an die ihr noch lange denken werdet und die in eine weite Wildnis führt: Der Wald umfängt das Mädchen mit Dunkelheit und Kälte. Starr vor Angst fleht es um Hilfe und die Natur antwortet. Die Bäume trösten das Mädchen, die Felsen bieten Unterschlupf, das Land öffnet sich.
Mir geht’s gut …
… wenn nicht heute, dann morgen. Dirk Stermann trifft sich jeden Mittwoch mit Erika Freeman – als Kind musste sie aus Wien vor den Nazis fliehen, später wird sie in New York eine berühmte Psychoanalytikerin. Im Hotel Imperial erzählt sie nun bei einer Melange und vielen Croissants von ihrem unglaublichen Leben.
Ding meines Lebens
Dieses Buch war mir seinerzeit so wichtig, dass ich vorne meine Adresse und sogar die Telefonnummer hineinschrieb – damit man es mir zurückgeben könnte, falls ich es verloren hätte. Hab‘ ich zum Glück aber nicht. Es steht seit 34 Jahren in meinem Bücherregal und erinnert mich an einen bedeutsamen Moment.
Zauber der Stille
Ein stilles Buch für laute Zeiten: Florian Illies schreibt über Caspar David Friedrich, den berühmtesten Maler der Romantik. Und über die Sehnsucht in seinen Bildern, die zaubern kann. Denn sie macht ruhig und mahnt gleichzeitig zu Aufbruch: nicht abwarten, sondern fühlen, träumen, entscheiden, leben.
Träumen
Kreativität bedeutet, die Aufmerksamkeit ins Innerste zu lenken. Mit offenen Augen träumen. Alles zulassen, was einem einfällt. Nicht ans Ergebnis denken, sondern sich dem Prozess hingeben – dann ist man am kreativsten. Welche Ideen verwertet werden, passiert im nächsten Schritt. Dieser Ort zum Träumen befindet sich übrigens auf Schloss Hollenegg.
Little Stories of your Life
Unser Leben ist voller kleiner Geschichten. Doch bevor wir sie erzählen können, müssen wir lernen, sie überhaupt wahrzunehmen. Laura Pashby liefert dafür wertvolle Tipps und poetische Bilder. Ein schönes & inspirierendes Buch für alle, die ihre Sinne stärken und ihre Kreativität wecken wollen. Auch für Content Creators sehr passend!
Das Haus verlassen
Jacqueline Kornmüller erzählt eine wunderbar fantasievolle Geschichte von einem Haus, das sprechen kann. Es trägt eine Inschrift im Gebälk, die es nur ein einziges Mal preisgibt. Schlau ist dieses Haus nämlich auch, außerdem ziemlich alt und sehr geduldig. Doch nun soll es verlassen werden …
Steiermark
Wer bist du: Steiermark? Eine Grand Tour durch das Bundesland und eines meiner liebsten Textprojekte: In diesem Katalog erzähle ich von 50 Objekten – sie sind interessant, kurios, klein, riesig, außergewöhnlich, alltäglich, erstaunlich … und verraten, wie die steirische Identität tickt. Ein Projekt vom Museumsforum Steiermark mit einer Ausstellung ab dem 25. April.
Die Rotte
Elfi lebt mit ihren Eltern auf einem kleinen Hof in den Bergen. Als ihr Vater eines Nachts verschwindet, traut ihr niemand im Dorf zu, dass sie den Hof mit ihrer Mutter alleine weiterführen kann. Marcus Fischer erzählt berührend und spannend von der Selbstermächtigung einer jungen Frau.
Nachts im Traum
Und was träumst du heute Nacht? Wohin wird dich der Wind tragen? Das Bilderbuch von Sonja Danowksi lässt zur Ruhe kommen. Gleichzeitig regt es mit wunderschönen Illustrationen und poetischen Haiku die Phantasie an. Ein traumhaftes Geschenk für alle, die Bilderbücher lieben.
Drifter
Ein Erweckungsbuch! Wenzel und Killer sind Freunde seit ewigen Zeiten und stehen mitten im Leben. Doch dann ändert sich alles. Zuerst taucht eine Frau in einem goldenen Kleid in ihrem Leben auf. Und als nächstes schlägt der Blitz ein und die Wirklichkeit der Freunde scheint sich zu verschieben.
Der Zauber der Welt
Trost finden in unruhigen Zeiten: Katherine May erkundet – erschöpft von den Krisen unserer Zeit – die heilsame Kraft der Natur. Ihr Weg führt sie in wilde Moore, an heilige Quellen, in lichte Wälder und unter den Sternenhimmel. Im Staunen über den Zauber der Welt findet sie wieder Kraft.
Kleine Probleme
Es ist der 31. Dezember und Lars hat noch einiges zu erledigen: die Steuerklärung, ein Bett aufbauen, die Wohnung putzen, seinen Vater anrufen, den Nudelsalat für die Silvesterparty zubereiten, sein Lebenswerk schreiben … Ein tragikomischer Roman über die Sehnsucht nach Sinn.
Es ist Zeit
Die Raunächte zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag gelten als magisch: Nun geht es darum, Altes loszulassen und Neues zu begrüßen. Ihre wahre Kraft entfalten diese Tage und Nächte, wenn ihr euch Zeit für euch selbst nehmt. Dann entsteht eine große Klarheit, die Neues erahnen lässt.
Der Trost der Schönheit
Gabriele von Arnim macht sich auf die Suche nach Schönheit und findet sie überall – im Alltäglichen und Besonderen. Dabei erkennt sie, dass Schönheit innere Grenzen sprengen kann und sie wieder zu einem fühlenden Menschen macht. Doch das Fühlen zu erkunden, ist auch ein Wagnis.
Das dritte Licht
An einem Sommertag liefert ein Vater seine Tochter bei entfernten Verwandten ab. So findet sich das Mädchen bei einem kinderlosen Ehepaar wieder – an einem behaglichen Ort mit liebevoller Zuwendung. Aber auch mit einem Geheimnis, das einen Schatten in das Licht dieser Tage wirft.
Nebensachen
Seit ich fotografiere, interessieren mich die kleinen Motive. Sie erzählen so viel mehr als die großen Sehenswürdigkeiten, die oft über Jahrhunderte mit Geschichten aufgeladen wurden. Die Nebensächlichkeiten hingegen – wie dieser Balkon mit Gummibaum in einer schmalen Gasse in Porto – lassen Spielraum für Phantasie und sind deshalb für mich pure Poesie.
Johanna Sebauer
Nincshof
Ein kleines Dorf im Burgenland: Laut einer Legende lag es früher versteckt im Schilf, die Leute lebten in Frieden und Freiheit. Heute liegt Nincshof zwischen Gurkenfeldern und möchte vergessen werden. So treffen sich ein paar Nincshofer regelmäßig am Abend und planen bei gutem Essen und reichlich Schnaps ihr eigenes Verschwinden. Wenn da nicht dieses Paar aus der Stadt wäre, das vor kurzem ins Dorf gezogen ist …
Triest
Das jüdische Viertel in Triest – das Ghetto Ebraico – befindet sich gleich hinter der Piazza dell’Unità d’Italia und bietet einen Rückzugsbereich inmitten der Stadt: abends nette Restaurants, tagsüber Antiquitätengeschäfte, kuriose Krimskrams-Läden, Möbel-Restaurierungs-Werkstätten, sonntags ein Flohmarkt und vor der Chiesa della Beata Vergine del Rosario diese Buchstände, wo man in Ruhe stöbern kann.
Südtirol
Castel Lebenberg über Tscherms in der Nähe von Meran wurde im 13. Jahrhundert inmitten von Weinbergen gebaut und ist schlichtweg entzückend: mehrere stimmungsvolle Innenhöfe, ein Panorama-Blick von der Gartenterrasse ins Tal und über die alten Ziegeldächer der Burg auf den Großen Ifinger, den Hausberg von Meran. Die Burg ist bewohnt, man kann sie aber mit einer Führung besichtigen – zur Sicherheit vorher anrufen.
Davonfliegen
Ich liebe die filigranen Mobile von Alexander Calder: wie sie sich jedem Lufthauch zuwenden, immer in Bewegung sind, sich von allen Seiten zeigen und dabei manchmal fast unsichtbar werden. Selten habe eine derart poetische Präsentation wie in der Casa de Serralves in Porto gesehen. In den weiten Räumen der Art-Deco-Villa können sie wirken und flirren, als ob sie sich jeden Moment losmachen und davonfliegen wollen.
Wolf Haas
Eigentum
Nur sparen, sparen, sparen, sagte die Mutter von Wolf Haas immer. Damit sie endlich zum gewünschten Eigentum kommt. Nur schreiben, schreiben, schreiben, denkt sich ihr Sohn, der Schriftsteller. Doch wenn alles niedergeschrieben ist, ist das Buch wenigstens sein Eigentum. Eine wunderbar beiläufige Geschichte, die sehr viel Wärme vermittelt, obwohl sie vom Ende handelt.
Doris Knecht
Eine vollständige Liste...
... aller Dinge, die ich vergessen habe. Doris Knecht schreibt über eine Frau, deren Kinder ausziehen. Und obwohl sie Veränderungen nicht leiden kann, weiß sie, dass nun etwas geschehen muss. Damit der Start in ein neues Leben gelingt, macht diese Frau so richtig Reine – äußerlich und innerlich. Dabei denkt sie sich manchmal: Ich bin das nicht. Oder doch? Also versucht sie, die Wahrheit über sich selbst herauszufinden.
Abends
Aufstehen und einen Tag beginnen ist für mich schwierig. Was da nicht alles in den ersten Minuten passieren kann, schon ist die Seelenruhe dahin. So geschieht es manchmal, dass ich mich tagsüber innerlich abarbeite. Erst am späten Nachmittag, wenn das Licht weicher wird, die Schatten sich in die Länge ziehen und wenn die Nacht – meine liebste Tageszeit – naht, finde ich Frieden. Abends bin ich fast immer versöhnlich.
Caroline Wahl
22 Bahnen
Der richtige Lesestoff für Tage im Schwimmbad oder am Strand: So ein Weltuntergang kann Tilda und ihrer kleinen Schwester Ida nichts anhaben. Auch wenn ihre Mutter wieder Drama macht, im Schwimmbad ist ihre ganz und gar nicht heile Welt in Ordnung. Dann taucht auch noch dieser gutaussehende Typ auf...
Anna North
Die Gesetzlose
Der richtige Lesestoff für abenteuerlustige Feministinnen und alle, die es werden wollen – und ein Roman, so furios wie ein Ritt durch den Wilden Westen. Dort spielt das Buch auch: mit Heldinnen, die sich abseits vom Gesetz bewegen und dabei so ungemein sympathisch sind. Ein Pageturner, der den Atem verschlägt...
Triest
Am Abend liebe ich die Piazza dell’Unità d’Italia von Triest am meisten. Dann scheint der 10.000 m2 große Stadtplatz, einer der größten in Europa, regelrecht aufzuatmen. Die Straßenlaternen im Jugendstil und die Lilien aus dem Stadtwappen zeichnen sich am satten Sommerhimmel markant ab und hinten schimmert das Meer.
Verena Rossbacher
Ich war Diener im Hause Hobbs
Der richtige Lesestoff für alle, die vergnügliche Verwirrspiele lieben: Es ist Christian, der Diener im Hause Hobbs, der den Toten in der Villa der Anwaltsfamilie in Zürich findet. Jahre später versucht er sich daran zu erinnern, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte. Dabei deckt er ein Geheimnis auf...
Makarska
Zugegeben: Um die Makarska Riviera so leer zu sehen, muss man sehr früh aufstehen. Doch es lohnt sich, denn dann habt ihr so schöne Szenerien kurz ganz für euch: Die Kiesel wirken wie blankes Silber und die Palmwedel wiegen sich in einer sanften Brise, während sich die Sonne über dem smaragdgrünen Meer ausbreitet.
Split
Mein liebster Platz in der Altstadt von Split: das Vestibül, die repräsentative Eingangshalle zum Diokletian-Palast. Einfach den Kopf in den Nacken legen, die blauen Ausblicke bewundern und danach – nur ein paar Schritte weiter – unter korinthischen Säulen einen Drink im Café Luxor genießen. Herrlich!
Ding meines Lebens
Diesmal: ein feines Silberbesteck, das ich zu meiner Taufe geschenkt bekommen habe. Mit dabei sind drei Zwerge, sinnige Symbole und viele gute Wünsche, die für ein neugeborenes Erdenmädchen kaum schöner sein könnten.
Monique Roffey
Die Meerjungfrau von Black Conch
Der richtige Lesestoff zum Abtauchen: Die Meerjungfrau Aycayia wurde verflucht und schwimmt seit Jahrhunderten durch das karibische Meer – bis sie von einem Fischer gerufen wird. Eine Geschichte ganz ohne Kitsch, doch in einem Wirbelsturm der Gefühle zwischen Mythos und Wahrheit. Berührend!
Graz
Ein Christus, der vom Kreuz springt, das ist ganz nach meinem Geschmack. Die Skulptur „Tabula Saltandi“ von Werner Hofmeister am nördlichen Eck des Kalvarienbergs an der Mur, ist ein Symbol für Freiheit. Doch ich habe darin immer eine Form der Selbstbestimmung gesehen: Jesus Christus pfeift auf seine Bestimmung, lässt seinen Leidensweg hinter sich und überwindet dabei sogar die Schwerkraft.
Frank Berzbach
Königswege zum Unglück
Sagen wir mal so: Ich bin für das Unglück begabter als für das Glück. Um glücklich zu sein, muss ich mich sehr bemühen, negative Sätze zu vermeiden. Nun hat einer meiner Helden, Kreativitätsforscher Frank Berzbach, dazu ein Buch geschrieben: eine Sammlung von 100 Sätzen, die – sofern man sie verwendet und an sie glaubt – ins Unglück führen. Wer diese Merksätze ex negativo aber meidet, legt die Basis fürs Glück.
Ding meines Lebens
Dass ich es mit Steinen habe, wisst ihr schon. Mineralien waren der nächste logische Schritt. Mit den Jahren häufte ich viele davon an. Sie kugeln in der Wohnung herum und liegen sogar in meinem Bett. Diese drei sind Arbeitsbegleiter: ein tiefschwarzer Turmalin, ein violetter Fluorit und ein samtblauer Sodalith. Was sie können und wie sie mich beim Schreiben unterstützen, wird hier verraten.
Sunjeev Sahota
Das Porzellanzimmer
1929 im Punjab in Indien: Drei Brüder heiraten drei Frauen. Doch diese wissen nicht, welcher ihr Ehemann ist – weder bei der Hochzeit noch im Alltagsleben danach. Alle fügen sich in diesen Brauch, nur die junge Mehar nicht. Heimlich versucht sie herauszufinden, wer von den drei Brüdern es ist, der sie nachts berührt. Ein wunderschöner und poetischer Roman über die großen Themen der Liebe.
Maggie O‘Farrell
Porträt einer Ehe
Ein großartiges Buch mit starker Sogwirkung: Lucrezia di Cosimo de’ Medici hat den Mann, mit dem überraschend verheiratet wird, nur ein Mal gesehen. Da ist sie zwölf Jahre alt und gerade dabei, ihr künstlerisches Talent als Malerin zu entdecken. Doch der Herrschaftsgedanke der Medici hat eine andere Bestimmung für sie festgelegt – und dabei eines übersehen: das widerspenstige Wesen von Lucrezia.
Die mit dem Vogel
Hotelbibliothek
Das Biohotel „der daberer“ liegt im Gailtal in Kärnten – hinter den Bergen, vor einem Wald: so abgeschieden der Ort, so innovativ die Gastgeberfamilie. Die mit dem Vogel, so hat man die Menschen vom „daberer“ manchmal genannt. Daraus wurde der Claim des Hotels, der für eine eigensinnige, zeitgeistige, tiefe und weite Haltung steht. Und die wirkt. Genauso wirksam wollen die von mir fürs Hotel ausgewählten Bücher sein, die an verschiedenen Orten auftauchen.
Arno Geiger
Das glückliche Geheimnis
Es ist ein Buch, das ich nicht empfehlen müsste, weil es medial vielfach besprochen wurde – und doch tue ich es. Weil Arno Geiger niemand geringerer als mein Lebensautor ist. In seinen Büchern bin ich zu Hause und immer kommen sie rechtzeitig, dann, wenn ich sie dringend brauche. Warum das glückliche Geheimnis aber das für mich wichtigste Buch von Arno Geiger ist, erfährt ihr hier.
Graz
Ein schlanker Turm hinter einer Häuserzeile, ein unscheinbarer Eingang in der Sporgasse: Was sich hier erst im zweiten Blick erschließt und über mehrere Stiegenaufgänge entdeckt werden will, ist die älteste Pfarrkirche der Stadt – die Stiegenkirche. Sie wurde 1343 erstmals erwähnt und hat einen für katholische Kirchen ungewöhnlich schlichten Innenraum. Mit ihrem abgeschiedenen Platz bietet sie inmitten der hektischen Innenstadt einen guten Ort zum Innehalten.
Im Wald
Der Winter ist für mich die liebste Zeit im Wald, weil sich dort die Stille der Jahreszeit besonders schön zeigt. Wenn die Äste der Nadelbäume von Regen, Eis, Schnee oder Raureif schwer sind, biegen sie sich in langen, geschwungenen Bögen zur Erde. Das sieht aus, als ob sie Engelsflügel hätten. Hier und da flattert ein Vogel auf, ganz oben ist der blassblaue Himmel zu erahnen, zwischen den Bäumen schweigt Kummer und Harm. Im Wald fühle ich mich geborgen.
Tarjei Vesaas
Das Eis-Schloss
Eine wunderbare Wiederentdeckung aus dem Jahr 1963: Das Mädchen Unn kommt als Waise zu ihrer Tante in ein abgelegenes Dorf in Norwegen und fällt von Beginn an mit ihrer Klarheit und eigenen Art auf. Siss freundet sich mit ihr an, gemeinsam streifen die Mädchen durch die Winterlandschaft – vor allem das Eis-Schloss zieht sie magisch an: der gefrorene Wasserfall am Fluss mit glitzernden Türmchen und gläsernen Kammern.
Ding meines Lebens
Es gibt Dinge, da weiß ich beim allerersten Blick, dass sie zu mir gehören. Das fühlt sich so an, als ob sich ein feiner, silberner Faden um mich legt und mich unweigerlich zu dem Ding hinzieht. Eine erste Berührung, schon ist es um mich geschehen. Bei dieser kleinen venezianischen Schale erging es mir so. Ich nahm sie in die Hand, schloss meine Faust um ihre Form, schon war es beschlossen, dass sie zu mir gehört.
Otfried Preußler
Krabat
Eine Mühle – geduckt am Rand eines Waldes, darin eine schwarze Kammer, elf Raben, ein despotischer Meister und Jahr für Jahr in der Silvesternacht ein durchdringender Schrei. Der Klassiker von Otfried Preußler – eines meiner Lieblingsbücher – verarbeitet eine Sage aus der Zeit des 30-jährigen Kriegs und ist nichts für schwache Nerven. Wahrhaftig, unheimlich, rätselhaft, spannend und bildgewaltig erzählt!
Nancy Campbell
Fünfzig Wörter für Schnee
Ein außergewöhnliches Buch für alle, die Wörter und den Winter lieben: Die schottische Lyrikerin Nancy Campbell erzählt – ausgehend von fünfzig Wörtern aus unterschiedlichen Sprachen – Geschichten vom Schnee. Die poetischen Bilder wiederum stammen von dem von mir hochverehrten Wilson Bentley, dem ersten bekannten Schneeflocken-Fotografen. Wunderschönst!
Claire Keegan
Kleine Dinge wie diese
Eine Weihnachtsgeschichte für mehr Menschlichkeit, die zugleich ein dunkles Kapitel aus der Vergangenheit Irlands verarbeitet: Claire Keegan erzählt in ihrer Novelle von Frauen, die für ihr Wollen und ihre Wahrhaftigkeit bitter bezahlen müssen – und greift damit ans Herz. Mutig, berührend, hoffnungsvoll und gerade richtig für das Fest des Friedens und der Liebe.
Heinrich Steinfest
Der betrunkene Berg
Ein tiefgründiges Buch, obwohl es auf einem Berg spielt: Auf 1.765 Metern Höhe betreibt Katharina eine Buchhandlung, die im Winter geschlossen bleibt. Dann lebt sie alleine dort oben, genießt die Stille, liest sich durch ihre Lesevorräte und dreht täglich eine Runde im Schnee. Bei einer dieser Wanderungen findet sie einen Mann – halberfroren und ohne Gedächtnis.
Am Wasser
Wenn wir an der Schwelle stehen, das alte Jahr noch nicht abgeschlossen und das neue Jahr noch nicht fassbar ist, bin ich gerne am Wasser. Es spiegelt das Diffuse dieser Zwischenzeit wider und bringt eine sanfte Bewegung in Herz, Geist und Seele. Das ist für mein Abschließen und Anfangen wichtig. Gleichzeitig beruhigt mich die unergründliche Tiefe des Wassers – ein passendes Gleichnis für das Leben.
Bonnie Garmus
Eine Frage der Chemie
Bei Büchern, die dermaßen gehypt werden, wie dieses hier, bin ich immer skeptisch. Doch auch mich hat Elizabeth Zott, die Hauptfigur des Romans, vollends begeistert: Unbeeindruckt von allen möglichen widrigen Umständen bleibt sie an ihrem Ziel dran: die Welt der Frauen mit Chemie zu verändern. Großartig!
Öffnet die Schleusen,
damit es fließen kann
Wer kreativ arbeiten will, darf sich nicht zurückhalten. Das ist leichter hingeschrieben als getan, denn es gibt Umfelder, wo Kreativität wenig Wert hat. Oft setzt man sich auch selbst unnötige Grenzen wie: Das ist unpassend, das klingt komisch, das ist banal, so kann ich auf keinen Fall schreiben. Hört damit auf und folgt stattdessen euren Gedanken. Schreibt, was die Finger hergeben. Lasst alles zu, was euch einfällt. Und öffnet die Schleusen, damit der Textfluss fließen kann.
Venedig
Die Libreria Acqua alta ist eine ganz normale Buchhandlung – und gleichzeitig einer der ungewöhnlichsten Läden in Venedig: In einem lauschigen Innenhof gibt es eine Stiege aus Büchern, auf der es sich träumen lässt… Vor einem der Fenster wartet eine Gondel für ein Erinnerungsfoto… Und bei einem Seiteneingang stapeln sich antiquarische Bücher in den Himmel... Tipp: Besser in Randzeiten besuchen, die vielen Bücher ziehen viele Leute an.
Judith W. Taschler
Über Carl reden wir morgen
Es ist die ewige Frage nach dem Glück: Während Eugen in Amerika erfolgreich ist, muss sein im Mühlviertel lebender Zwillingsbruder Carl in den ersten Weltkrieg ziehen. Er überlebt, doch nun ist es an Eugen zu entscheiden, ob er sein Glück mit Carl teilt. Aber wie ist das mit der Liebe? Lässt sie sich auch teilen? Ein großer Familienroman über drei Generationen – spannend, tragisch, schön.
Venedig
Er gilt mit seinen vielen Talenten als Universalgenie: Mario Fortuny (1871-1949) war Bühnenbildner, Fotograf, Interior Designer und Modeschöpfer. Mit seiner Frau Henriette Negrin hat er u.a. die Technik des Seidenplissees erfunden und patentieren lassen. Ihr ehemaliges Wohnatelier in einem schönen Palazzo in Venedig ist nun das Museo Fortuny. Besonders beeindruckend: der 40m lange Salon, wo viele ihrer Entwürfe ausgestellt sind.
Evie Wyld
Die Frauen
Der Bass Rock ist ein Felsen vor der Küste Schottlands: Karg und abweisend ragt er aus dem Meer und wirft seinen Schatten auf ein altes Haus, in dem sich die Schicksale dreier Frauen verknüpfen... Dieses Buch ist dunkel, bisweilen verstörend und stellenweise sehr traurig. Doch Evie Wyld erzählt fesselnd und meisterhaft – eine Gothic Novel, gerade recht für lange Herbstabende.
Karin Kalisa
Fischers Frau
Die Baltische See und Erzählfäden der etwas anderen Art: Im Mittelpunkt dieses Romans steht ein kunstvoll gewobener Teppich in schillernden Grüntönen und mit rätselhaften Motiven. Museumskuratorin Mia Sund macht sich auf den Weg, um die verschlüsselten Botschaften des Teppichs zu ergründen – und stößt dabei auf die Geschichte einer faszinierenden Frau.
Hamburg
Das Kontorhausviertel in Hamburg mit seinen charismatischen Bürogebäuden aus den 1920er, 30er und 40er Jahren: Mit welch‘ großer Detailfreude und gleichzeitig formaler Stringenz die Fassaden gestaltet wurden! Den berühmten Sprinkerhof habe ich zu allen Tageszeiten fotografiert – so sehr zogen mich die unzähligen Fensterreihen, aufgesetzten Rauten und Reliefmedaillons in Bann. Seinerzeit war dieses Bürogebäude das größte der Welt.
Bozen
Es ist ein magischer Ort: Schloss Runkelstein bei Bozen beherbergt den größten profanen Freskenzyklus des Mittelalters. Ich war als Jugendliche mal dort und wollte diese bunte Bilderwelt unbedingt wiedersehen. Als ich sie nun – viele Jahre später – erneut besuchte, erkannte ich zwischen Tristan und Isolde, Artus und seinen Rittern und den ewig gültigen Themen wie der Liebe und dem Ringen nach Glück: Alles, was mich bewegt, war immer schon da. Wie schön!
Irene Solà
Singe ich, tanzen die Berge
Ein Buch von wilder Schönheit mit charismatischen Hauptdarstellern: Ein Dorf in den Pyrenäen, ein dichtender Bauer, starke Frauen, der Wald und Tiere, die sich ihren Teil denken. Sie alle erzählen gemeinsam – in einer vielstimmigen Symphonie – die Geschichte eines jungen Mannes. Er redet viel zu viel, sodass sogar die Tiere vor ihm Reißaus nehmen. Aber er hat ein gutes Herz, dieser Hilari, der die Berge tanzen lässt.
Meran
Ein Garten der Stille und inmitten ein Hausmuseum: Die „Villa Freischütz“ in Meran zeigt die beeindruckende Kunstsammlung von Franz Fromm, der dieses herrschaftliche Haus 1922 kaufte. Er war gebürtiger Preuße, lebte jahrelang mit seiner südamerikanischen Frau in Barcelona, bis er in Südtirol ansässig wurde. Seine Privatsammlung und die Ausstattung der Villa zeigen seinen Reichtum und Kunstsinn, verraten aber auch viel über seine Familie. Sehenswert!
Sebastian Barry
Annie Dunne
Kennt ihr das auch? Ihr seht das Cover und wisst: Das ist mein Buch! So ging es mir mit diesem hier. Der blassblaue Leineneinband lag gleich so vertrauensvoll in meiner Hand, der schöne Zweig vom Holzapfelbaum rührte mich. Und die Geschichte der unvergleichlichen Annie Dunne, die in einem Sommer der 1950er Jahre in Irland spielt, tat es genauso.
Wo die Wölfe sind
Dieses Buch hat mich mit Herz, Haut und Haaren verschlungen: Die Biologin Inti Flynn kommt nach Schottland, um Wölfe in den Highlands anzusiedeln und die Wildnis zu retten. So wie die Wölfe ein Neuanfang für die zerstörte Landschaft sein sollen, so sehr hofft sie selbst auf einen Neuanfang. Fesselnd, poetisch und bewegend – dieser Roman kann alles. Höchste Empfehlung!
Seiser Alm
Sie ist die größte Hochalm in Europa: Mit 56 Quadratkilometern bietet die Seiser Alm in Südtirol eine atemberaubende Freiluftbühne für Aktivitäten in jedem Schwierigkeitsgrad. Die Puflatschrunde ist eine einfach zu bewältigende Wanderung mit nur wenigen Höhenmetern, aber großartigem Panorama und vielen interessanten Plätzen – unbedingt bei den Hexenbänken und der Engelsrast innehalten und danach in der Tschötsch-Hütte einkehren.
Marco Balzano
Ich bleibe hier
Ein Buchreise nach Südtirol: Trina und Erich leben auf einem kleinen Bauernhof in Reschen – inmitten der unberührten Natur im Vinschgau. Doch ein geplanter Stausee bedroht diese Landschaftsidylle. Es geht sogar das Gerücht, dass ihr Dorf geflutet werden soll. Dann bricht der zweite Weltkrieg aus und wieder einmal verändert sich alles in Südtirol. Trina und Erich überlegen, wie sie Reschen retten können...
Making of einer
Hotelbibliothek
Es ist ein Traumjob: Eine Hotelbibliothek inhaltlich zu konzipieren und dann vor Ort zu inszenieren. Für das neu eröffnete SENSORIA DOLOMITES in Seis am Schlern habe ich knapp 700 Bücher ausgewählt und eingerichtet. Welche Handgriffe in den letzten Tagen vor der Eröffnung passieren, wie viel Aufwand sie sind und was die Bibliothek den Gästen bietet, könnt ihr im Making of erfahren...
Dubrovnik
Oben ist mir lieber als unten. Der Himmel eröffnet mir alles und so lege ich auf Reisen den Kopf oft in den Nacken. In Dubrovnik gibt es dort allerhand zu sehen: schöne Mauergesimse aus weißem Sandstein, Kirchturmkuppeln in perfekten Proportionen, frisch gewaschene Wäsche, die fröhlich im Frühlingswind flattert und eine knapp zwei Kilometer lange Mauer um die Stadt, die man zur Gänze abgehen kann.
Julia Peglow
Wir Internet-Kinder
Vom Surfen auf der Exponentialkurve der Digitalisierung und dem Riss in der Wirklichkeit einer Generation: So der Untertitel dieses Sachbuchs, der die Realität aller in den 1970er Jahren Geborenen gut trifft. Wir sind analog aufgewachsen und arbeiten vorwiegend digital. Doch wie sollen wir mit diesem Riss in unserer Wirklichkeit konstruktiv umgehen? Julia Peglow liefert interessante und kreative Denkanstöße.
Zimmer mit Aussicht
Das Ding meines Lebens ist diesmal ein Zimmer mit Aussicht: mein Homeoffice, das mehr Home als Office ist. Denn ich umgebe mich gerne mit schönen Dingen, die mich beim Arbeiten inspirieren. Wichtigste Begleiter dabei sind die Möbel meines Arbeitszimmers. Und die herrlich weite Aussicht auf den Schlossberg und den Himmel, der sich darüber auftut.
Stine Pilgaard
Meter pro Sekunde
Einen Roman mit diesem Titel hätte ich als Zahlenverweigerin wohl nie gekauft. Wenn nicht dieses schöne Cover gewesen wäre. Nimmt man die Banderole ab, öffnet sich eine weite Landschaft: Westjütland. Dort spielt diese Mama-Papa-Kind-Story, die launisch und witzig ist. Dafür sorgt jede Menge schwarzer Humor. Übrigens: In Dänemark war dieser Roman das erfolgreichste Buch seit Jahren. Zurecht! Auch ihr werdet laut lachen!
Unerwartetes
erwarten
Erster Tipp für mehr Kreativität beim Schreiben: das Unerwartete erwarten. Auf einem Spaziergang an der Mur entdeckte ich viele Seiten eines Buches, die in regelmäßigen Abständen den Weg säumten. Passiert so etwas, aktivieren sich meine grauen Zellen sofort: Hat hier jemand seine Bibliothek auf radikalem Weg verkleinert? Oder sind diese Buchblätter eine Botschaft? Wenn ja, welche könnte das sein? Schon poppen die ersten Ideen auf...
Andrea Gerk
Lob der schlechten Laune
Schlechte Laune ist deutlich besser als ihr Ruf: Denn sie entwickelt sich häufig zu einem Motor, etwas an einer Situation zu ändern. Ein richtig schöner Grant kann also produktiv wirken und erhöht außerdem nachweislich die Aufmerksamkeit. Dieses Sachbuch lässt eine unterschätzte Gemütshaltung hochleben und ist in all der Mieselsucht höchst amüsant.
Nastassja Martin
An das Wilde glauben
Ein aufwühlender Essay: Um weiterzuleben, dürfen wir nicht an die schlechten Dinge denken. Nur die Liebe müssen wir im Sinn behalten. Dieser Satz aus dem autobiographischen Buch von Nastassja Martin beschreibt das Unfassbare, das der Anthropologin widerfuhr: Bei einer Forschungsreise in Russland wird sie von einem Bären angefallen und überlebt in versehrter Identität. Dieser Satz passt aber auch zu dieser Zeit, in der Russland unfassbare Dinge geschehen lässt.
Das Besondere im Alltäglichen
Zweiter Tipp für mehr Kreativität beim Schreiben: das Besondere im Alltäglichen sehen. Dieser Stehsatz birgt viel Wahrheitsgehalt, vor allem bietet er viele Anknüpfungspunkte für die Textarbeit. Denn wie oft passieren schon die super außergewöhnlichen einmaligen Dinge? Eben! Viel öfter jedoch – nämlich täglich – passiert Alltägliches. Welche Storys können wir dazu erzählen? Schon poppen die ersten Ideen auf...
Auđur Ava Ólafsdóttir
Miss Island
Die 1960er Jahre in Island: Hekla ist nach einem Vulkan benannt und das passt. Denn als man die junge, schöne Frau auf die Rolle der Miss Island festlegen will, wirft sie alle Konventionen über den Haufen. Sie will Schriftstellerin werden – auch wenn in Island nur Männer dichten. Ein Buch, das aufrührt und anregt…
Robert Macfarlane
und Jackie Morris
Die verlorenen Zaubersprüche
Dies ist ein Buch voller Zaubersprüche: Sie rufen Naturwesen herbei und machen es sogar möglich, dass Mauersegler zwischen den Buchseiten aufsteigen und uns durch die dunkle Winterzeit helfen. Ein wunderbares Geschenk für alle, die eine magische Sprache und schöne Illustrationen lieben – eine Entdeckung!
Amy Stanley
Tsunenos Reise
Den Vorhang etwas zur Seite schieben: Die Historikerin Amy Stanley fand in einem Archiv die Briefe von Tsuneno – einer jungen und unkonventionellen Frau, die vor über 200 Jahren in Japan lebte. Sie verknüpft ihr persönliches Schicksal mit der Geschichte Japans und schafft damit ein faszinierendes Panoptikum einer versunkenen Welt.
Emma Stonex
Die Leuchtturmwächter
Ein Pageturner! Einmal die erste Seite gelesen, erfasst euch das Lesefieber und ihr könnt erst wieder aufhören, wenn ihr am Ende angekommen seid. Eine spannende Geschichte von drei Leuchtturmwärtern, die in einer Silvesternacht ins Nichts verschwinden. Von einer wahren Begebenheit inspiriert
Sarah Kuratle
Greta und Jannis
Kein anderes Buch hat mich dieses Jahr so sehr bewegt wie dieses Debüt! Sarah Kuratle erschafft eine märchenhafte Welt, in die sie ein altes Motiv setzt: zwei Liebende, die nicht zu einander kommen können und es doch immer wieder schaffen. Die Geschichte von Greta und Jannis erzeugt eine betörende Lesemagie.
Elizabeth Strout
Oh William!
Ein ungewöhnliches Buch mit einem ungewöhnlichen Paar: Lucy und William sind seit Jahrzehnten getrennt, doch wenn es drauf ankommt, halten sie zusammen. So auch, als das Leben von William vollends auf den Kopf gestellt wird und über den Ereignissen die große Frage auftaucht: Wie sicher ist die Wahrheit?
Bernd Brunner
Das Buch der Nacht
Die Nacht ist meine Zeit: die Stunden, in denen alles zur Ruhe kommt und trotzdem so viel passiert. Wenn es dunkel wird, kommen mir die besten Einfälle, nachts bin ich glücklich und im Mondlicht wandere ich gerne durch die schlafende Stadt. Das Buch ist ein Must-have für Nachtmenschen und alle, die es noch werden wollen.
Lars Mytting
Ein Rätsel auf blauschwarzem Grund
Endlich, ist dieses Buch da – wie sehr ich darauf gewartet habe! Schon der erste Teil dieser norwegischen Familiensaga hat mich begeistert. Nun geht es weiter mit der rätselhaften Geschichte von den Zwillingsschwestern am Hof der Familie Hekne. Sie sollen einen Teppich gewebt haben, der die Zukunft vorhersagen soll…
Hallstatt
Seit Monaten hört man, jetzt sei die richtige Zeit, wieder einmal nach Hallstatt zu fahren. Wir wählten bewusst einen wolkigen Tag und kamen erst am Nachmittag an, der Ort war trotzdem voller Trubel. So gingen wir gleich ans Wasser und schaukelten dann mit einem kleinen Elektroboot lange am See – herrlich ruhig und meditativ war es, dazu gab es beste Sicht auf Hallstatt.
C Pam Zhang: Wie viel von diesen Hügeln ist Gold
Was macht ein Zuhause zum Zuhause? Die Knochen, das Gras oder der Himmel, dessen Ränder von der Hitze weiß gebleicht sind? Ein rauchendes Bergwerk, Tigerpfoten in der Asche oder das Gold in den Hügeln? Ein kühner Roman über ein charismatisches Geschwisterpaar zur Zeit des amerikanischen Goldrausches und ein Stück weißgewaschene Geschichte.
Ding meines Lebens
Diesmal weiß ich genau, wo das Ding meines Lebens herkommt: Ich habe den Stein selbst in unserem Garten ausgegraben, schüttelte die Erde ab, nahm ihn in meine Hand und betrachtete seine feinen blutroten Adern. Sie ziehen sich um den ganzen Körper und wirken so, als ob der Stein leben würde…
Maggie O‘Farrell
Judith und Hamnet
Das ist die Geschichte von Agnes, der kühnen Frau von William Shakespeare. Sie verführt ihn schnell in der Apfelkammer ihres Heimathauses – besser sie erwartet ein Kind von ihm, bevor ihr jemand die Heirat mit diesem ungewöhnlichen Mann verbieten kann. Jahre später feiert er seine Erfolge in London, während sie die Geschicke der Familie führt. Doch dann steht der schwarze Tod vor ihrer Tür…
Janina Hecht
In diesen Sommern
Wasser ist immer in Bewegung, auch wenn niemand darin schwimmt. So schreibt Janina Hecht in ihrem Debütroman – und ähnlich bewegt läuft die Kindheit und Jugend ihrer Hauptfigur Teresa ab. Schöne, aber auch schreckliche Stunden gibt es in ihren Sommern. Eine bewegende Familiengeschichte, die ich an einem Nachmittag ausgelesen habe…
Tote Hose bei den Ideen?
Wir leben in einer Welt der unendlichen Bespaßung und meistens sorgen wir selbst dafür, dass sie sich immer schneller und lauter weiterdreht. Damit Kreativität entstehen kann, braucht es jedoch auch mal tote Hose oder – den Müßiggang. Deshalb mein Tipp: regelmäßig untätig sein, in die Luft schauen, die Stille hören, abhängen, den Wolken nachschauen. Na, fällt euch schon etwas ein?
Louise Erdrich
Der Nachtwächter
Wir schreiben das Jahr 1953: Thomas Wazhashk ist Stammesvorsitzender der Chippewa im Turtle Mountain-Reserverat in North Dakota und Nachtwächter in einer Fabrik. Während alles schläft, schreibt er Briefe an den Kongress der Vereinigten Staaten, um zu verhindern, dass sein Stamm sein Land verliert. Doch kann ein einzelner Mensch den Lauf der Geschichte verändern?
100 und 1 Posts und die Frage:
Wieso bin ich auf Instagram?
Wegen dem Ding, das ich in meinen Händen halte: Ich fotografiere für mein Leben gern. Dabei geht es mir um die Lichtstimmungen und den flüchtigen Moment, der nur einen Wimpernschlag später ganz anders sein kann. Der Blick durch die Linse schärft außerdem meinen Blick auf Details – sie inspirieren mich auch. Motive zu jagen oder ihnen zufällig zu begegnen, macht mir genauso viel Spaß wie die Storys, die ich auf Instagram dazu schreibe.
Für alle, die gerne mit Büchern verreisen
Ein herrlich leichter Buchausflug in einen ewig langen Sommer in den 1970er Jahren in New York, in dem John Lennon auftaucht… Und eine böse Prophezeiung, die sich als inspirierender Segen erweist und durch Asien führt.
Für alle, die der Natur nahekommen möchten
Abendflüge mit Helen Macdonald mit ihrem im besten Wortsinn eigenartigen Blick auf die Natur, ihre Phänomene und Inspirationen – und Johann Wolfgang Goethe von einer bislang wenig beachteten Seite: als begeisterter Naturforscher.
Für alle, die
neue Wege suchen
Die unvergleichlich flirrende Atmosphäre von Venedig und eine Frau, für die sich ein nie geträumter Traum erfüllt… Und die große Biographie der talentierten Miss Patricia Highsmith, die gar nicht nett, dafür aber umso faszinierender war.
Sinneseindruck
Auf dieses Erlebnis warte ich jedes Jahr: Wenn der Bauer in der Nachbarschaft seine Wiesen mäht. Der Duft von frisch gemähtem Heu, betrachtet in der goldenen Abendsonne, ist ein schöner Sinneseindruck im Sommer.
Für alle, die Wahrheit
erfahren möchten
Der erste Sprung, die erste Liebe und ein großer Sommer mit allen großen Gefühlen, die das Leben ausmachen. Außerdem ein bewegender und hoffnungsfroher Roman über ein Liebespaar, das vielen Wirrungen standhält.
Für alle, die sich Träume
erfüllen wollen
Die Himmelskugel, leuchtende Sterne, eine ferne Insel im Atlantik – und ein Junge, der ein großes Ziel verfolgt… Und ein Bauernhof hoch oben in den Bergen von Südtirol und eine willensstarke Frau, die dort ihre Bestimmung findet.
Graz
Von A nach B – so nenne ich das Sgraffito an der Unibibliothek Graz. Abends, wenn der Platz menschenleer ist, wirkt die Darstellung aus einem Lehrbuch der Renaissance mit den Buchstaben in der Mitte am imposantesten. Dann stelle ich mich gerne darunter und bewundere die meisterhaft ausgeführte Arbeit, die ein schönes Symbol für meine eigene Arbeit ist: von A nach B, so entstehen die Wörter und irgendwann wird daraus ein Text.
Zwischen den Zeilen
Die beste Haltung für erfolgreiche Texte funktioniert folgendermaßen: Setzen Sie sich bitte aufrecht hin, drehen Sie den Kopf geradeaus zum Bildschirm, die Finger erwartungsvoll auf die Tastatur legen, Schulterblätter nach unten drücken, Kinn leicht nach oben. Und nun die Mundwinkel langsam in Richtung der Ohren ziehen.
Lächeln Sie beim Schreiben, man liest es zwischen den Zeilen.
Abenteuer in der Kälte…
oder einem wilden Garten
Nie ist die Schönheit flüchtiger als im Schnee… oder in einem wilden Garten, wenn abends zarte Blüten ihren Duft verbreiten. Zwei Tipps für alle, die mit einem Buch gerne verreisen: in die Wärme des Südens oder die Kälte des Nordens. Endlich Winter!
Am Fuße eines Berges…
oder mitten im Wald
„Ein Leben mehr“ von Jocelyne Saucier und „Die Bagage“ von Monika Helfer – zwei Bücher, die in die Tiefen der kanadischen Wälder oder in ein Bergdorf führen. Berührend, versöhnlich, hoffnungsvoll sind sie beide. Wie für das Ende eines Jahres gemacht.
Graz
Ich erinnere mich an China: an unsere Reise mit dem Nachtzug von Xi’an nach Peking. Mitten in der Nacht wachte ich auf und hörte ein seltsames Geräusch unter mir. Langsam fuhr der Zug über hohes Gras, irgendwo in der Steppe von China – ich lächelte. Wenn ich von meinem Arbeitszimmer aus zum Chinesischen Pavillon am Grazer Schlossberg schaue, erinnere ich mich an diesen Moment. Eine gespiegelte Erinnerung.
Ein Spiel mit der Liebe…
und die Suche nach Glück
„Zwei und zwei” von Tessa Hadley und „Ein Sonntag mit Elena” von Fabio Geda sind ein Buchpaar, wie es besser nicht zusammenpasst: beide feinfühlig, psychologisch gut austariert, überraschend – mit viel Sehnsucht nach Glück.
Was Luftspaziergänge bewirken
Wenn meine Beine in der Luft spazieren gehen, bringen sie ein paar Stockwerke tiefer was ins Laufen.
Ding meines Lebens
Die Geschichte der berühmten Kreidefelsen auf der Insel Rügen einmal anders erzählt.
Ann Patchett
Das Holländerhaus
Manchmal ist es ein Haus, das die Geschicke einer Familie bestimmt: Wie bei den Conroys, die im prächtigen Holländerhaus leben – bis der Vater eine junge Frau heiratet und sie seine Kinder aus dem Haus wirft. Ein altbekanntes Literaturmotiv in eine moderne Familiengeschichte verpackt.
Daniel Mason
Der Klavierstimmer Ihrer Majestät
London im 19. Jahrhundert: Edgar Drake führt ein beschauliches Leben voll Musik – bis er im Auftrag Ihrer Majestät nach Birma reisen soll, um den wertvollen Flügel eines britischen Militärarztes zu reparieren. Doch wieso braucht dieser mitten im Dschungel ein Klavier?
Ellmau
Das Ellmauer Tor ist ein knapp 2.000m hoher Felssattel im Kaisergebirge in Tirol, bei dem man sich unweigerlich fragt, was dahinter liegt. Über die Gaudeamushütte oder die Gruttenhütte kann man in circa fünf Stunden hinaufgehen und nachschauen. Mir reicht der Blick hinauf – am schönsten kann man ihn von der Wochenbrunneralm genießen.
Bücher hamstern
Mein Vorrat an Reis, Nudeln und Klopapier war im Shutdown überschaubar. Aber im Bücher hamstern war ich vorne dabei. 3.107 Seiten habe ich mir in sechs Wochen abends einverleibt, knapp 30cm hoch war der Bücherstapel. Eine kleine Auswahl daraus gibt es hier für euren Urlaub in Zuhausien.
Richard Russo
Jenseits der Erwartungen
Sommer auf Martha’s Vineyard vor Cape Cod und drei Männer, die sich seit Collegezeiten kennen: Kaum sind sie auf der Insel angekommen, werden die Erinnerungen an Jacy wach – der Frau, die vor Jahrzehnten an diesem Ort nach einem gemeinsamen Wochenende verschwand. Was passierte damals wirklich?
Graz
Wenn ich abends durch die Herrengasse gehe, schaue ich gerne zum Unbekannten Ritter hinauf, der am Dach vom Zeughaus liegt – eine Intervention des Künstlers Nasan Tur und Erinnerung an die Welt des Krieges darunter. Der Unbekannte Ritter selbst jedoch ruht in Frieden, mit Blick auf Sonne, Mond und Sterne – und die Schwalben, die im Sommer über ihn segeln. Ein befreiender Anblick!
Ding meines Lebens
Jetzt heißt es zu Hause bleiben. Aber man kann auch im Zimmer reisen – zum Beispiel nach Guatemala mit einem Püppchen, dem man viel erzählen kann.
Karen Köhler
Miroloi
Wer noch nicht hat, der sollte jetzt – dieses Buch lesen! In einer selten schönen Sprache erzählt Karen Köhler von einer jungen Frau, die mit althergebrachten Traditionen bricht. Unfassbar gut!
Julie Otsuka
Als der Kaiser ein Gott war
Abwarten und Tee trinken – und lesen! Beispielsweise diesen Roman über das Schicksal japanischer Einwanderer in den USA. Ein Buchjuwel, das in die erzwungene Stille dieser herausfordernden Zeit passt.
Unterpremstätten
Die Erdkugel als Koffer mit einem Henkel dran: Diese Arbeit von Peter Weibel im Österreichischen Skulpturenpark macht unsere Welt zu einem riesigen Behälter. Alles, was unser Leben ausmacht, ist darin verstaut und in analogen und digitalen Informationsträgern dokumentiert. Und trotzdem ist unser Leben eine Illusion – wie recht die Kunst wieder einmal hat!
Louise Erdrich
Die Wunder von No Little Horse
Lesen ist die beste Medizin: Bei diesem Buch will man gar nicht ausgehen, sondern einfach nur in die Geschichte eines abgelegenen Indianerreservats in North Dakota eintauchen. Großes Lesefest!
Madeline Miller
Ich bin Circe
Es könnte in der Götterwelt so einfach sein: ein wenig Intrige da, ein bisschen Liebschaft dort. Wenn da nicht Circe wäre, die Tochter des mächtigen Sonnengotts, die immer wieder Unruhe in die heiligen Hallen bringt. Ein schöner Leseschinken!
Claire Lombardo.
Der größte Spaß,
den wir je hatten
Vier Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, und Eltern, die sich seit vierzig Jahren abgöttisch lieben. Bei solchen Vorbildern kann man ja nur verzweifeln. Ein humorvolles Buch über den lebenslangen Ausnahmezustand, den wir Familie nennen.
Fingerflug
13 unscheinbare Helfer sorgen dafür, dass beim Schreiben die Finger fliegen. Sie sollen aus ihrem Schattendasein auch mal unters Licht der Schreibtischlampe dürfen. Bitte sehr, das ist ihr Auftritt.
Altaussee
Ein See ist wie ein Spiegel: Er macht den Blick aufs Leben klar. Oft reichen nur ein paar Stunden und schon ist der Kopf erfrischt, das Herz wird leicht und die Seele kann wieder baumeln. Der Altausseersee wird oft als Tintenfass bezeichnet – im Winter zeigt sich seine tiefblaue Farbe besonders gut und das ohne Fotobearbeitung und ohne Filter, einfach nur schönste Wirklichkeit.
Ding meines Lebens
Meine Sammlung weißer Vasen begann mit einer gelben Vase. Klingt ungewöhnlich? War es auch!
New York
Zuerst rattert man mit der Subway nach Brooklyn und dann weiter bis ganz ans Ende: Brighton Beach – auch Little Odessa genannt – ist im Winter ein herrlich verlassener Ort. Man kann in aller Ruhe in den wenigen Geschäften, die offen haben, nach osteuropäischen Spezialitäten und Skurrilitäten stöbern. Und wer Zeit hat, wandert entlang der Promenade nach Coney Island weiter und lässt sich vom scharfen Atlantikwind schwere Wintergedanken vertreiben.
Andrew Ridker.
Die Altruisten
Das Sensationsdebüt aus den USA über eine Familie, in der es alle gerne richtig machen würden, aber immer kommt ihnen etwas dazwischen: das Leben zum Beispiel. Ein kluger Roman darüber, was es kostet, ein guter Mensch zu sein.
Ding meines Lebens
Ein Wintertag in Lissabon und ein Flohmarkt ganz oben am Hügel: Dort fiel mir inmitten von Kramasuri dieser kleine Globus in die Hände...
Die richtigen Begleiter
Im Advent lassen sich die schönsten Worte für eure liebsten Menschen am besten zu finden. Wie ihr dafür die passenden Begleiter findet, erfährt ihr hier.
Lissabon
Der kleine Platz am Ende des großen Praça do Comércio, direkt am Flussufer des Tejo, ist wie für den Winter gemacht: In der warmen Jahreszeit rangeln sich dort zig Touristen mit den Möwen um die besten Plätze. Im Winter hat man ihn ganz für sich allein…
Raphaela Edelbauer.
Das flüssige Land
Ein Ort, der nicht gefunden werden will. Eine Gräfin, die darüber herrscht, als ob es ihr Privatbesitz wäre. Und eine junge Physikerin, die flüssiges Land entdeckt. Ein tiefschürfender Roman gegen das Vergessen…
Istanbul
Eine Stadt zwischen Welten und Kontinenten und eine Drehscheibe zwischen Ost und West: Hier kann man gut ins neue Jahr hinüberschauen. Auf keinen Fall verpassen: Das „Museum der Unschuld“ von Orhan Pamuk – fast jedem der 83 Kapitel seines gleichnamigen Romans ist eine Vitrine gewidmet, für die der Literaturnobelpreisträger tausende Exponate zusammengetragen hat. Ein Sammelsurium, das man gesehen haben muss.
Edward Carey.
Das außergewöhnliche Leben eines Dienstmädchens namens Petite, besser bekannt als Madame Tussaud
Die Geschichte einer kleiner Frau, die großen Ruhm erlangen sollte: Dafür lebte sie in einem Kleiderschrank, hatte die berühmtesten Köpfe der Französischen Revolution in der Hand und bewies viel Mut…
Ding meines Lebens
Was eine Brosche aus England mit Wellensittichen vom Wörthersee zu tun hat?
Aus dem Urlaub schreiben
Wie man Urlaubspostkarten ganz entspannt und mit blendender Laune schreibt? Das Zauberwort dafür lautet: loslassen.
Ladakh
Irgendwo im Himalaya: eine geschotterte Landstraße, Sonnenblumen am Weg und ein blauer Tisch. In einem Sommer vor zehn Jahren forderte er mich auf, Pause zu machen. Nach dieser Reise kündigte ich ins Blaue hinein und machte mich selbstständig. Wie gut, dass ich mich damals anhalten ließ.
Ulrich Woelk. Der Sommer meiner Mutter
Sommer 1969: Apollo 11 soll auf dem Mond landen und Tobias möchte es bei Rosa – der Tochter der neuen Nachbarn. Während er mit ihr seine ersten erotischen Abenteuer erlebt, entwickelt sich auch zwischen den Eltern der beiden eine wechselseitige Anziehung.
Losinj
Freiluftzimmer mit Aussicht: unweit der Borik Mediterranean Bar im Süden der Insel. Am besten beginnt man den Spaziergang in der Čikatbucht und geht – immer am Meer – solange, bis man hier ankommt. Am Abend ist das Licht am schönsten und die Aussicht gehört euch allein.
Ein beglückender Ort
Wie ihr fürs Schreiben einen beglückenden Ort findet, zeigt euch euer Gespür. Manchmal braucht es dafür auch einen besonderen Blick. Oder zwei – wie bei mir.
Ding meines Lebens
Die Dose stand immer auf der Ablage, hinter dem Esstisch in der Küche meiner Eltern…
Wenn Buchstaben verlorengehen
Beim Schreiben haue ich am liebsten geräuschvoll in die Tasten. Dabei sind schon einige Buchstaben verloren gegangen…
Sankt Petersburg
Herrlich leichte israelische Küche, feinste Kuchen, guter Kaffee und die schönste Lampe, die ich je gesehen habe. Alles im Saviv Israeli Bistro in St. Petersburg – zentral gelegen und hip und bis zwei Uhr morgens geöffnet. Der beste Start in eine helle Nacht.
Lars Mytting. Die Glocke im See
Mit diesem Buch kommt man einfach nicht aus den Kissen. Warum auch? Ist doch viel besser: liegen bleiben und lesen, was die spannenden Seiten hergeben…
Athen
Athen ist nach Athene benannt, der Göttin der Weisheit. Jedes Jahr fanden ihr zu Ehren die Panathenäen statt – ein großes Fest für alle Athener, das in der Antike in diesem Stadion gefeiert wurde. Das Panathenäische Stadion heute ist zwar eine Rekonstruktion, in seiner langen Hufeisenform aber immer noch ein einmaliger Platz. Wer ganz nach hinten geht und auf die Ränge steigt, hat einen schönen Ausblick auf die Akropolis – dem Sitz der Götter und von Athene.
Ann Patchett. Die Taufe
Wäre Bert Cousin nicht ungeladen auf der Taufe von Franny Keating aufgetaucht, wäre nichts passiert…